Einige Zeit ist es her, da wählte ich ‚Palpita, Corazón, Palpita‘ in meine Top10 CDs, die ich beim Medienkonverter unbedingt wiederfinden wollte. Damit ist der Stellenwert, den das verschollen gemeinte Elektroprojekt aus den tiefen 90ern für mich hat, deutlich. Ein wirkliches Lebenszeichen stellen die remasterten Re-Releases, die gerade ihren Weg über emmo.biz in den Handel finden, nur bedingt dar, weswegen ich den Munkeleien über eine Reaktivierung des Projektes nur bedingt Glauben schenke (auch wenn Constantin Breñal Warter 2011 nichts ausschloss). Dennoch ist die Wiederveröffentlichung von in diesem Fall ‚Dias Felizes‘ eine schöne Sache, um Calva y Nada vor dem 'Vergessen werden' zu bewahren. Es folgt also eine Albumbeschreibung, die für Originalalbum und Neuauflage gleichermaßen gilt und ein Fazit, dass die nuancierten Neuerungen einfasst. Ein Vergessen von Calva y Nada wäre eine Schande. Breñal schuf 1991 mit seinem zweiten Calva y Nada Album ein fantastisches Stück elektronischer Düsterkunst, die vielleicht auf diesem Wege auch Neuhörer locken könnte. Enthalten war all das, was die Band so besonders machte: nach einem noch sehr sperrigen Debut ‚El Peste Perverso’, das noch viele Merkmale der Experimentiersounds der Vorband Glatze des Willens aufwies, bot ‚Dias Felizes‘ in seinen 2 Teilen Oberkörper und Unterleib ruhige, Atmosphäre schaffende Stücke und tanzbareres Elektrofutter. "Sturz", "Yak" oder "La visita" - auch wenn man diese Lieder nicht unbedingt als erstes in Erinnerung ruft standen Calva y Nada immer für an Ambient erinnernde Klangkunst, die den Album einen Rahmen gab und so auf Albumlänge für Abwechslung sorgte und den Hörer zur Ruhe kommen ließ. Wunderschön fing Breñal hier die Besondere Calva-Stimmung ein, die die Tanzkracher erst richtig zum Leuchten brachten. Diese sind auf ‚Dias Felizes‘ in großer Zahl vertreten: das fast schon hysterische „Die Reise“, das wavige Titelstück (ach, diese fantastisch ineinander gearbeiteten Synthesizer- und Keyboardspuren), Sin Tardanza (das wie kaum ein anderes Lied Breñals Vermögen zeigt, aus seltsam-nervigen Sounds epische Songstruckturen zu entwickeln) und natürlich Rascheln. DER Klassiker Calva y Nadas ist bis heute zu Recht zeitloser Vertreter in den Dj Sets vieler Düstertempel. Am Ende fanden noch 2 Titel vom Debut Platz: "Paradies?!" und "Dralles Weib" verwundern lyrisch (‚El Peste Perverso’ war ein Konzeptalbum, die beiden Lieder also Teil einer Geschichte) doch auch sie sind zeitlose Calva-Klassiker. ‚Dias Felizes‘ ist ein kleiner Meilenstein, Calva y Nada erlangten nie die ganz große Aufmerksamkeit. Wie auch? Breñal forderte seine Hörer mit eigenwilligen Sounds und Melodien. Spielerisch eher simpel machte das mühevoll in Szene gesetzte Zusammenspiel aller Einzelfragmente den wahren Wert der Stücke aus. Über allem thront Breñals eigenwilliges, unverzerrtes und eindrucksvolles Organ und die abstrakten Texte auf Deutsch und Spanisch. Klare 6 Punkte für dieses Kunstwerk. Die Neuauflage bietet dezentes Remastering, dass die Originale nicht verfälscht, und ein neues Artwork. Dieses ist moderner und professioneller, auch wenn mir die Originalskizzen im Albumkontext stimmiger erscheinen. Angesprochen sind also diejenigen, die ‚Dias Felizes‘ noch nicht ihr eigen nennen - aber mit ganz deutlicher Kaufempfehlung!