Caladan Brood sind große Fans. Sie haben unverkennbar ein Faible für eine gewisse Band aus Österreich und sie haben sich gut vorbereitet, um die Vorbilder nicht nur einzuholen sondern eventuell sogar zu überholen. So zumindest wird in Foren enthusiastisch gejubelt und bei all dem überschwänglichen Lob fand das 2013 aufgenommene 'Echoes of battle' seinen Weg in meine Hallen - schließlich bin auch ich großer Freund von *Trommelwirbel* Summoning. Also auf in die Schlacht: Der von Protector und Silenius 1993 geschaffene und über die Jahre perfektionierte Stil ist in meinen Ohren bisher unerreicht: eine dicke Schicht Keyboards, zurückgenommene Gitarren, Black Metal Gekeife, epische Drums aus der Konserve, überlange Songs und soundtrackartige Epik - sie wollten die dunkle Seite von Tolkiens Erzählungen vertonen und schufen damit ein eigenes Subgenre. Nachahmer gab es über die Jahre viele, doch obwohl der Sound selbst kein Hexenwerk ist konnte nie jemand so perfekt den Zauber neu erschaffen, viel zu gefährlich lauern Langeweile, Kitsch und Belanglosigkeit in den Ecken dieser Spielart. Rivendell waren zu plump, Valar zu keyboardquäkig, Enid hing zu an der Klassik, Raventhrone am Metal, Uruk-Hai waren langweilig und der Herr hinter Ellfor ist einfach talentbefreit.

Die zwei Amerikaner Shield Anvil und Mortal Sword liefern nicht nur die wahrscheinlich miserabelsten Black Metall Pseudonyme der letzten Jahre sondern die in meinen Ohren bisher stärkste Kopie der Summoning'schen Spielart und ... scheitern dennoch im Vergleich. Und der muss en detail folgen: Das Coverartwork ist wie beim Orginal ein Gemälde mit idealisierten Landschaften, Rahmen und Bandname wurden leider unschön drübergeknallt – dennoch schon einmal stimmungsvoll. Die beiden Herren, deren Bandphotos im Netz an ‚Lugburz‘ Zeiten erinnern wagen die Revolution nur an einer Stelle: nicht Tolkien steht Pate für ihre Texte sondern Steven Erikson’s „Das Spiel der Götter“. Soviel zu den Experimenten, mehr Wagnis wäre wohl auch zuviel. Wobei – zählt, dass Caladan Brood kein Intro auf ihr Album klatschen….? Das machen Summoning doch immer. Wie rebellisch! Der Sound lässt sich recht klar zwischen dem quäkigen Sound des ‚Minas Morgul‘ Albums und der dichten Keyboardlandschaften auf ‚Dol Guldur‘ verorten, an einigen Stellen finden sich noch etwas härtere Gitarren der Marke ‚Stronghold‘ (das auch im Aufbau oft Pate stand) und klarer Chorgesang, dem man das Mitwirken von nur 4 Beteiligten anhört. Der Drumsound ist leider eher dünn und an den meisten Stellen 1:1 vom Original übernommen. „City of azure fire“ überzeugt mich vor allem mit einem Melodie- und Strukturwechsel zum Liedende – eine kleine Überraschung, die sich leider bis zum Abschlusssong nicht mehr wiederholen wird. Das Titelstück vermengt den Summoning Sound ab 1997 mit einer Casio Melodie, die auch auf der ‚Minas Morgul‘ gut gepasst hätte.

Das Schlachtengetümmel könnte auch gut mit heimischen Küchenutensilien geschaffen worden sein, doch der Track ist alles in allem schön emotional und sicherlich der größte Aufhorcher. Danach fällt das Album in einen Dornröschenschlaf der Belanglosigkeit um mit „A voice born of stone and dust“ wieder in Fahrt zu kommen – größtenteils eine Kopie von „The rotting horse on the deadly ground“ mit einem Klangwechsel wie bei „A distant flame befor the sun“ bei Minute 4. Das abschließende „Book oft he fallen“ orientiert sich zu Beginn in seiner melancholisch-verzweifelten Art an „The loud music of the sky“ um dann ein wenig kindlich übers Schlachtfeld zu hüpfen und das Album schließlich konventionell aber gelungen ausklingen zu lassen – man lausche noch einmal alle Abschlusstracks ab ‚Dol Guldur‘… das Schema wird deutlich. Ich musste ein wenig ausufernd berichten – Summoning sind meine Lieblingsband und dementsprechend bleibt auch nach über 20 Jahren Bestehen die Hoffnung, dass es irgendwann einmal ein Projekt geben wird, dass vergleichbar stark agieren kann. Caladan Brood werden es mit diesem Debut nicht sein: Das liegt nicht an den deutlichen Plagiatsversuchen, mit denen ich gut leben könnte, wenn die Lieder stimmen würden. Doch es fehlt an so vielen Stellen. Der Sound wäre 1995 in Ordnung gewesen, heutzutage muss Bombast nicht mehr so ‚dosig‘ klingen.

Wenn man Lieder mit Spielzeiten über 10 Minuten wagt muss man entweder Abwechslung einbauen oder die mantraartige Wiederholung perfekt beherrschen. Vor allem aber begehen Caladan Brood den einen Fehler: Sie liefern keinen Grund dafür, warum sie Musik schaffen (außer, dass sie Summoning nacheifern wollen). Das Original steht für sehnsüchtige Melancholie, getragene Epik und vor allem dem düsteren Element im Schaffen Tolkiens – Caladan Brood stehen für … ja für was … ? Sie musizieren episch aber orientierungslos vor sich hin und sollten für kommende Werke vor allem an einem eigenen Zugang zur Musik finden. P.S.: Und ratet mal, welche Band Caladan Brood auf der Vinyl Edition ihres Debut covern....