Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder. Gerade in der heutigen Zeit, in der innovative Sounds wieder im Untergrund entstehen und die Mainstream-Produktionen mit poppig-nichtssagenden Songs die Charts erobern, veröffentlichen Novamute und Mute ein Best-Of-Album der Electro-Industrial-Pioniere Cabaret Voltaire. Für die meisten dürfte diese Musik in der frühen Kindheit oder noch davor liegen, so dass es hier ein Stück Musikgeschichte zu entdecken gilt. Richard H. Kirk, Stephen Mallinder und Chris Watson haben mit ihrer Musik Akzente gesetzt. Selbst jüngeren Hörern dürften Songs aus der "Grey Area" von Mute Records wie "Do The Mussolini" oder "Nag Nag Nag" noch oder wieder ein Begriff sein. Damals waren viele Bands noch wesentlich politischer ausgerichtet, als es heute der Fall ist. An Songs wie "Baader Meinhof" oder eben "Do The Mussolini" ist unschwer zu erkennen, das auch Cabaret Voltaire versuchten, ihre Hörerschaft zum Nachdenken anzuregen. Musikalisch klingen Cabaret Voltaire teilweise sehr roh, was angesichts der Anfänge des Electro-Genres auch nicht erstaunlich ist. Dagegen fällt der teils noch überwiegende Einsatz von Gitarren auf, da in der damaligen Zeit rein elektronische Musik noch zu den Ausnahmen zählte, gerade in der ersten Hochphase der Punkbewegung. Aber es ist schon bewundernswert, wie die drei Engländer mit ihren Sounds herumexperimentierten. Die minimalistisch ausgerichteten Songs mit z.B. verzerrten Vocals scheinen aus diesem Grund nicht nur Bands wie The Sisters Of Mercy beeinflusst zu haben. "The Original Sound Of Sheffield - 78 / 82 - Best Of" ist ein wahres Highlight und man sollte sich diese Scheibe unbedingt einmal zu Gemüte führen, um ein bisschen Abstand zum heutigen Musikgeschehen zu bekommen. Mit dieser Musik wurde noch etwas bewegt und ganze Musik-Generationen richteten sich daran aus. Im nächsten Jahr wird es weitere Veröffentlichungen von Cabaret Voltaire geben. Man kann sich auf eine DVD und ein CD-Boxset mit raren, bisher unveröffentlichten Tracks freuen.