Konfrontiert man eingefleischte Metal-Fans mit dem walisischen Quartett Bullet For My Valentine sollte man in seiner Datenanalyse mit einer überaus breiten Varianz leben können. Von Emobeleidigungen bis neue Hoffnung am Thrash-Metal ist hier alles vertreten. Doch wie erklärt man sich dann die hohen Verkaufszahlen des Debuet-Albums „The Poison“? Mit ihrem ersten Kassenschlager stieg die Combo um Matthew Tuck 2005 über Nacht in den Metalhimmel auf und verzückte mit grandiosen Stücken, die uns einen nach den anderen auf die Bretter gehen ließen. Leckere Riffs, melodiöse Lyrics, saftige Shouts und Härte, die Knoten ins geliebte Haar trieb. Nachdem auf diversen Festivals bereits bestehende Fans weiter in die Manie getrieben und neue dazu verdonnert worden, kehren Bullet For My Valentine drei Jahre später mit ihrer neuen Scheibe Scream Aim Fire zurück und machen sich für die finale Eroberung der Szene warm. Doch jetzt erst richtig fangen die Kritiker zu schreien an – zu soft, zu schmalzig, zu kitschig, zu Emo. Alles kalter Kaffee. Mit Scream Aim Fire, was über Nacht auf Platz 3 der deutschen Charts stampfte, zeigen die Waliser gehörig wo der Hase im Pfeffer liegt und lassen dessen Schlappohren unaufhörlich im Kreis rotieren. Bereits der Titelsong „Scream Aim Fire“ drischt ungebändigt als würde er nach Jahren endlich aus einem goldenen Käfig gelassen und knüppelt voller Libido mit seinen Eingeweiden um sich. Ausdrucksstark, energisch, wutentbrannt und mit voller Seele besticht dieser Song und deutet bereits auf die wahnsinnig tobende Trackliste dieses kleinen Silberlings hin. Mit wesentlich ausgetüftelteren Arrangements, gestiegener musikalischer Hochwertigkeit und metallischen Gedresche, dass Nachbars Frau mit dem guten Porzellan wirft, kann das aktuelle Album dem Vorgänger mehr als nur das Wasser reichen. „Eye Of The Storm“, „Waking The Demon“, „Disappear“ und Konsorten pfeffern ohne einer Spur an einem Nachlass der walzenden Spannkraft und pumpen unverwüstlich dröhnende Chords, perfekte Soli und gewaltige Drums hinterher. Das macht einfach nur tierisch Laune und wird im Player festgekettet. Die Spuren und Einflüsse der Idole Iron Maiden und Metallica machen sich bemerkbar und deuten auf eine einwandfreie Richtung. Was nicht fehlen darf, sind die emotionalen, herzbewegenden Stücke, denen es, obwohl sanfter als andere Stücke der CD, natürlich nicht an der nötigen Würze mangelt. Denn was bringt das wichtigste Lebensorgan zu höheren Saltos als erweichende Liebessongs, die bereits zu Beginn mit mörderischen Riffs einen Höhepunkt bescheren?! – Bei einer besseren Alternativen bitte Mail an mich! „Say Goodnight“ gräbt sich ganz tief in den Gefühlskasten und betört mit betäubenden Vocals, die zu Ende in einem Feuerwerk der Sinne enden. Die aktuelle Singleauskopplung „Hearts Burst Into Fire“ als weiterer Liebesbote steht dem in fast nichts nach und kracht, hämmert und scheppert und das umwerfende „Deliver Us From Evil“ lässt mich buchstäblich vom Hocker fallen! Inspiriert von den glänzenden 80ern zieht sich ein straffer roter Faden durch das ganze Werk – womit ich keine Monotonie beschreiben möchte sondern unabkömmliche Hochspannung und Innbrunst. Am 28.11.2008 wurden die örtlichen Plattenladenbesitzer zusätzlich von der erweiterten Fassung Scream Aim Fire Deluxe Edition beschenkt. Sämtliche Tracks bleiben erhalten und werden zusätzlich mit vier weiteren geschmückt. Die Akkustik-Ballade „Road To Nowhere“ erinnert eher wieder an ältere Tracks wie „Tears Don’t Fall“ und lässt erneut die Tränendrüsen zum Explodieren bringen bevor es mit dem arschrockenden „One Good Reason Why“ und dem groovenden „Ashes Of The Night“ wieder derbe ans Eingemachte geht. Das Ganze wird ergänzt von einer zweiten CD, die alle Videoclips der Scream Aim Fire-Platte bereit hält und nun auch visuell für ein Fest der Sinne sorgt. Abgerundet wird das Ganze von fünf neuen Folgen Bullet TV. Einmal Star sein, jede hirnverbrannte Aktivität festhalten und an die Öffentlichkeit bringen. So verdeutlichen die Bullets, dass man sich neben den geliebten Instrumenten auch mit ordentlichen Mengen an Alkohol bei Laune hält, sowie mit Extreme Sport für das nötige Adrenalin sorgt. Weitere Konzertmitschnitte geben dem Werk die restliche Würze und lassen mich abschließend nur noch eines sagen: Genau so soll es sein!!!