Brooklyn-Melancholie mit Stromschlag: Altars von Adam Lytle

Brooklyn-Melancholie mit Stromschlag Altars von...

Wer jetzt denkt, das hier sei der Rückblick auf ein verloren gegangenes Folk-Juwel aus den 70ern – falsch gedacht! Altars, das neue Album von Adam Lytle, erscheint ganz frisch, klingt aber, als hätte es mindestens drei Leben hinter sich. Und was für welche! Der Singer-Songwriter aus Brooklyn, ehemals die charismatische Stimme von Quicksilver Daydream und Wild Leaves, liefert mit seinem Solo-Debüt ein Werk ab, das sich anfühlt wie ein nächtlicher Roadtrip durchs eigene Unterbewusstsein.

Lytle ist kein Mann für belanglose Liebeslieder oder Lagerfeuerromantik – hier wird nicht geschmachtet, sondern gegrübelt, gezweifelt, gelitten. Und trotzdem oder gerade deswegen klingt das alles wunderschön. Zwischen zartem Gitarren-Fingerpicking und düsteren, beinahe tranceartigen Basslinien entfaltet sich ein Sound, der sich irgendwo zwischen Americana, Psychedelic Rock und existenzieller Krise einpendelt. Spätestens wenn Black Masses mit pochendem Beat und dämonischem Flüstern loslegt, weiß man: Das ist keine Wohlfühlplatte. Das ist ein verdammter Exorzismus.

Wer denkt, das sei das düstere Highlight – denkste! Lead On, Desire feuert mit verzerrten Gitarren aus allen Rohren und lädt zum apokalyptischen Tanz ein. Dazwischen schimmert immer wieder etwas Zerbrechliches auf, etwa in Nothing Lies Beyond oder der verregneten Reueballade Midnight Shakes The Memory. Und mit Heaven gibt’s dann noch eine Abrechnung mit der westlichen Zivilisation obendrauf, bei der die Band sechseinhalb Minuten lang klingt, als würde sie auf einem brennenden Altar jammen.

Lytle selbst sagt, er wolle alle Facetten menschlicher Emotionen einfangen – Licht und Schatten, Schönheit und Wahnsinn. Und er hat Recht: Altars ist kein nettes Album für einen lauen Sonntag. Es ist ein Spiegel, ein Schrei, eine Einladung zum Hinschauen – auch wenn’s wehtut. Wer den Mut hat, sich auf diese Klangreise einzulassen, wird mit einer Tiefe belohnt, die lange nachhallt. Und vielleicht mit der Erkenntnis, dass Kunst manchmal genau dann am stärksten ist, wenn sie unbequem wird.

Brooklyn-Melancholie mit Stromschlag: Altars von Adam Lytle
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