Broken Note sind zwei Londoner DJs und Produzenten, die erst 2008 auf dem Tonträger-Markt erschienen sind und seitdem relativ viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Dies äussert sich z.B. auch darin, dass sie auf dem diesjährigen Maschinenfest an den Knöpfen gedreht haben und angeblich von Electronica-Koryphäe Amon Tobin gespielt wurden...klingt vielleicht etwas banal, aber ich denke darauf kann man sehr stolz sein. Ihr Stil ist eine vorbildlich produzierte, unerbittliche, düstere Synthese aus Dubstep, Drum n Bass, Breakcore und Industrial, die nun zum ersten Mal auf CD erhältlich ist. "Terminal Static" (Rauschen im Endstadium sozusagen) enthält hauptsächlich ihre bisherigen Vinyl-Releases, nur "Mask Of Gas" und die Remixes von Hecq und I Am The Sun (aka Enduser) sind zuvor nicht veröffentlicht worden. Einerseits ist das natürlich zu bedauern, andererseits ist es finanziell immer noch günstiger als alle EPs einzeln zu erwerben. Bei 74 Minuten Spielzeit kann man sich auch nicht darüber beschweren, man würde nicht genug geboten bekommen. Mit "Mortal Bass" lassen Broken Note es verhältnismässig ruhig angehen und gestatten den jeweiligen Sound-Tüfteleien viel Raum, und wie der Titel schon andeutet, steht hier Bass im Vordergrund, eingebettet in dubbigem Rhyhtmus mit viel Hall und Delay. Garniert ist das ganze, wie alle Stücke dieses Albums, mit einer bemerkenswerten Auswahl aus ihrer umfangreichen Sample-Library (Lieder-/Filmsamples, Reifenquietschen oder zerspringendes Glas, um nur einige zu nennen). Das einzig homogene ist sozusagen der Rhythmus, und selbst der, wie sollte es anders sein, wird immer wieder kurzfristig aus dem dominierenden Schema gerissen um Platz für Breaks zu machen. Mit "Let 'Em Hang" folgt darauf auch schon einer meiner Favoriten, der etwas fülliger klingt und den Hörer mit einem vielschichtigen Arrangement aus knackigen Dubstep-Beats, omnipräsenter Bassline, Sprach-Samples und einer Collage an verschiedenartigen Sounds, die ich garnicht alle identifizieren kann, an den Lautsprechern kleben lässt. Mehrmaliges Anhören ist bei "Terminal Static" allgemein ratsam, da vieles erst nachträglich bewusst wahrgenommen werden kann, was es sehr elaboriert erschienen lässt. "Mask Of Gas" dürfte eine Freude für Wobble-Bass-Afficionados sein, da dieser hier sehr prominent inszeniert wird, unterstüzt durch einen mächtigen Bass-Kick zum Wände einreissen. In "Meltdown" steigert sich dann das Tempo und es zeigen sich die ersten deutlichen Drum n Bass-Anteile. In dieser Hinsicht ist vor allem "The Fury" hervorzuheben, das mit sphärisch-melancholischen Klangflächen beginnt und in ein grandioses Beakcore- und Drum n Bass-Gemetzel mündet. An Tempo ist dem Stück nur noch "Pyrotek" ebenbürtig, dessen hämmernde Bass-Kick dem Begriff "Hardccore" wohl am Nächsten kommt. Hervorheben möchte ich noch I Am The Sun's Remix von "Crux", hier wurde ein schweres Gitarren-Riff hinzugefügt und die Stimmung ist nochmal wesentlich düsterer als beim Original, von dem sich das Stück merklich abhebt. Das Album kracht, ist kantig, nicht gerade unterkomplex und bezeugt die klangliche bzw. technische Versiertheit der beiden Londoner. Da ich mich vor kurzem selbst dieser Film-Folter unterzogen habe: Es klingt wie der Soundtrack zu einem apokalyptischen Transformers, in dem Michael Bay und allen "Guten" (verdient) der Kopf abgerissen und die Menschheit von überdimensionierten Maschinen unterjocht wird, die dann nachts massakrierend durch die zerstörten Großstädte ziehen...also schönes Album :) Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es sich, am Stück gehört, teilweise doch etwas in die Länge zieht und die erwähnten virtuosen Sound-Collagen, nach einer gewissen Gewöhnungs-Phase, dadurch eigentlich unverdient ausgelutscht wirken können bzw. an Effekt einbüßen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass es sich hierbei eben nicht um ein Konzept-Album handelt, sondern um eine, dementsprechend eventuell nicht ganz so stimmige, nachträgliche Zusammenstellung schon veröffentlichter Titel.