Nach knapp 8 Jahren Kultstatus verabschieden sich Blood ausgesprochen plötzlich und unerwartet von ihren Fans und Weggefährten, jedoch nicht, ohne sich noch einmal mit einem besonderen Album und einer letzten, längeren Tour zu bedanken. Doch der Schock sitzt auf Fanseite vermutlich immer noch sehr tief, denn die Band hatte sich bis zuletzt rein gar nicht über Trennungspläne geäußert geschweige denn etwas davon erahnen lassen. Zu den letzten großen Aktivitäten der Band gehört auch der Remix-Contest, nach dem Blood auf mehr als 300 Einsendungen stolz zurückblicken können. Der Gewinner des Contest, die Formation Mizuh, wurde mit ihrer Version des neuen Titelstückes "Lost Sky" auf dem Album verewigt, ebenso wie zahlreiche weitere Contest-Teilnehmer, befreunde Bands und Labelkollegen, die Blood mit ihren Remixen ein Abschiedsgeschenk machten. Aber was darf die Fanbase denn nun von vom R.I.P.-Album "Lost Sky" erwarten? Ganz im Stil des Vorgängers "The reaper behind me" glänzt die Platte der vier Stil-Ikonen wieder mit epischen, fantasievoll arrangierten Keyboardmelodien, schnellen Dance-Beats, super rockigen Gitarrenriffs und dem hymnischen Gesang Fukis. Sechs neue Titel wie zum Beispiel das barocke, verspielte "Nothing" oder das düstere, rein instrumentale, fast schon outro-ähnliche "The End" versprühen ein letztes Mal den Geist des japanischen Quartetts, dessen künstlerisches Schaffen tatsächlich weit über die pure optisch unglaublich eindrucksvolle Selbstdarstellung hinausgeht und eine bemerkenswerte Kreativität gepaart mit jeder Menge Musiker- und Show-Talent offenbart. Im Anschluss an das neue Material folgend sieben recht unterschiedliche Remixe von "Lost Sky", die allesamt zwar recht kurzweilig anzuhören, aber doch von recht unterschiedlicher Qualität und Anmutung sind – von der pulsierenden Trance-Nummer bis hin zur ganz ruhigen, liebevoll-verspielten Neuinterpretation, die nur noch die Original-Vocals beibehalten hat und die Schönheit einer unschuldigen Spieluhrmelodie ausstrahlt. Schöner wäre es aber doch gewesen, noch einmal in einem Dutzend neuer Blood-Titel schwelgen zu dürfen. Das finale Dreigestirn des Albums bilden die Remixe älterer Blood-Stücke wie z.B. "Crimson" und "Blood", an denen sich Szene-Größen wie Tragic Black und – wieder einmal – Virgins O.R. Pigeons versuchten. Während Tragic Black dem Hit vom Vorgänger-Album eine ordentliche Portion kratziger Goth-Gitarren auferlegt haben, kleiden Uninvited Guest den Song Blood in ein balladeskes, Melodic-Electronic-Rock-Gewand, das ebenfalls sehr zu gefallen weiß und unglaublich viel Energie versprüht. Die Griechen von Virgins O.R. Pigeons enttäuschen jedoch ein wenig mit ihrem Rammsteinartigen Electro-Sound. Dieser Remix ist kein würdiges Ende für eine Platte, mit der eine außergewöhnliche, höchst individuelle und ehrgeizige Band zu Grabe getragen wird, deren Mitglieder hoffentlich weiterhin in anderer Form aktiv sein werden. Bei Kiwamu ist das mit dem Projekt GPKism ja auf jeden Fall schon mal sichergestellt. "Lost Sky" ist wieder auf wenige 1.000 Stück limitiert, eine kleine Restauflage ist noch über das Label zu beziehen.