Bist du es noch, der dein Leben führt oder ergreift das Leben Besitz von dir? Und manchmal kommen einfach die Gedanken und reißen dich nieder. Das Leben flutet dich damit. Du schaffst es eine Zeit lang, dem Sturm standzuhalten und zu filtern, was dein Kopf einfach nicht möchte. Doch dann kommt der stärkste Kampf: die Liebe!

Das ungarische Duo „Black Nail Cabaret“ begibt sich mit „Maelstrom“ in den Gedankenwirbel, direkt in die Spannung hinein, irgendwo dorthin zwischen Starre, Aktivität und Frieden. Und wer in diesem Irgendwo seine Antworten sucht, ist so gut wie verloren. Oder nicht?

Lauernd fängt dich der Sound ein. Einzelne Töne durchbrechen ihn hoch, fast neckend, um dich an das zu erinnern, was in dir tobt. Gleichmütig, aber gefühlvoll setzt der Gesang ein, bewegt sich auf andauernden Drums, gleichmäßigen Schlägen. Und so heißt es hier: „We know to much and yet so little“.

Ist es nicht so, dass "Vieles" tobt, weil "Vieles" oft nur im Gedankenkarussell verbleibt? Der Sound beantwortet dies gemäßigt groovend. Man wartet auf den großen Schlag, doch irgendwie will nicht recht ausbrechen, was innen quält und so geht es weiter, wie wir begonnen haben, hier und da etwas gedämpft. Der Reigen in dir ist halt ein Endlosreigen und der spiegelt sich in der Musik wider. Irgendwo in dir ist das, was du suchst, aber es will noch nicht hervorbrechen.  Der Synth schreitet gemäßigt auf andauernden Schlägen.

Der Titelsong präsentiert sich gefühlvoll und vermag durchaus tief zu gehen, für mich braucht es an dieser Stelle aber definitiv mehr „Ausbruch“. Aber das ist nur eine Momentaufnahme aus dem Bauch heraus. Denn emotional packt einen doch etwas der Anstieg bei: „Love is the greatest struggle of all“. Der Verstand liegt brach. Du siehst nur deine eigene verzerrte Vision. Und so heißt es doch herzfüllend: „You are my biggest distraction. We should have more room for passion“. Doch es wird hinuntergespült mit dem Gedankenwasser. „It´s like a chain reaction. We collide then pull out of this friction.“

Der erste Mix wird dominiert von etwas forscheren Schlägen, dumpferen Drums. Ein wenig verloren fühlt sich die Seele und vielleicht verliert sie sich ein bisschen im Wahnsinn. Stetige Worteinwürfe und hier und da ein durchbrechendes ekstatisches Aufstöhnen treiben deine gespaltenen Gedanken weiter hervor. Hier und da wird es etwas rutschiger, eindringlicher. Der klare Gesangspart fehlt. Aber was in deinem Kopf hämmert und längst schon in deinem Herz, braucht hier nichts mehr als ein paar rotierende Sequenzen und klatschende Schläge.

Der nächste Remix steigt verwaschen wavig ein, zeigt sich dumpfer und trippelnder, lauernd umspielt - hier und da. Nach kurzer Stille schreitet die Stimme fast erzählend durch ihr Innerstes auf nervösem Grund. Das Herz ist unruhig. Schließlich geht es auf reitenden Drumbeats etwas melodischer voran, wobei die Stimme jedoch weiter irgendwie teils „unerfüllt“ klingt – wie das Ich, das neben der Spur steht und nach Antworten sucht.

Der letzte Track, betitelt mit „You Lessen / Die“ wirkt auf mich wie eine tragische Interpretation all dessen. Gefühlvoll führt das Klavier die Stimme, doch der drohende Nebel ist im Hinterhalt. Man erinnert sich an Zeilen des Vorgängers: „This is what we were and what we still could be together“. Und bewusst oder unbewusst fühlt man sich deshalb im Schlusssong final angekommen. Ekstatische Wiederholungen, Synth untersetzt, treiben das Karussell in dir weiter an, gleichmütig, stetig, fortwährend und letztendlich bleibt es für dich doch nur bei dem Versuch, zu verstehen – diese Spannung in dir, das Gefühl.

Der kurze Einblick in das Werk von „Black Nail Cabaret“ war interessant und hatte seine Tiefen. Für mich persönlich fehlte das ausbrechende Feuer, das das Innere überschäumen lässt. Aber definitiv wird verinnerlicht: Geben wir der Leidenschaft mehr Raum! Denn die Liebe erfordert den größten Kampf von allen.

 

05.02.2021

 

Self-Release

 

https://www.blacknailcabaret.bandcamp.com

 

01. Maelstrom (Single Edit)
02. Maelstrom (Fixation Mix)
03. Maelstrom (Remix)
04. You Lessen / Die