Hail The Big Boy nennt sich ganz bescheiden das Debüt des Künstlers bekannt als Big Boy - geboren in Schweden um 1977 herum, aufgewachsen in Deutschland und (wenn man seiner Webseite glauben darf) zwei Jahre in Diensten der Fremdenlegion, die aber schon bald dankend auf seine Dienste verzichtet haben (wen wundert's?). Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Freddie Mercury himself ihm eines Tages im Traum erschien und auftrug, die verrückteste und angesagteste Band zu gründen, die die Welt je gesehen hat (man könnte denken, der gute Mann hätte einmal die falschen Pilze gegessen). Alles in allem hört es sich nach einem exzentrischen Mann an, der jedenfalls nicht unter einem zu geringen Selbstbewusstsein zu leiden scheint. Doch wie klingt das Ergebnis? Sehr rockig und selbstbewusst auf jeden Fall. Eröffnet wird es mit "La Légion" - scheinbar eine kleine Hommage an die oben erwähnten zwei Jahre, das nahtlos in den Titeltrack "Hail The Big Boy" übergeht. Nach der Hommage an die Fremdenlegion die Hommage an sich selbst - warum auch nicht. "Get Over It" und "One Good Reason" gehen ebenfalls gut ab - rockig, harmonisch und eingängig. Danach ein Kontrast der härter nicht sein könnte: Die Ballade "Let The Dead Bury Their Own Dead" mixt gefühlvolles Klavierspiel und die fast flüsternde Stimme des Grossen Jungen mit der Geräuschkulisse einer Intensivstation - creepy. "Gestasi Baby" führt uns dann in punkige Gefilde, während bei "Catastrophe" und "Fake It" wieder die rockig-harmonische Gangart Oberhand gewinnt. "Sin-Sational" ist, dem Titel entsprechend, ein sündiges Hörvergnügen, etwas verspielt und auch etwas was Marc Bolan seinerzeit sicher gern auf Vinyl gebracht hätte. Cool. Mit "Just Like We (Choose To Be)" wird's lässig-groovig und "Give Up" nimmt dann endgültig das Tempo raus. Mit Streichern und dem schmeichelndsten Gesang den Big Boy zustande bringt klingt das Album aus. Sozusagen genau der richtige Zeitpunkt um es nochmal von vorne zu hören. Tja - die Prophezeiung von Freddie Mercury scheint so unrichtig nicht zu sein. Ein ganz besonderes Oeuvre ist "Hail The Big Boy" tatsächlich. Auch wenn keiner der neun weiteren Songs so mitreissend ist wie der Titeltrack, so hat das gesamte Werk doch einen Charme, den man sich nur schwer entziehen kann. Das schöne ist, dass man Big Boy in diesem Jahr auf einigen Festivals und auch auf einigen Deutschlandgigs der Crüxshadows in deren Vorprogramm bewundern konnte - wer ihn dort gesehen hat, hat bei der CD sicherlich schon zugegriffen. Wer auf rockige Musik mit Attitüde steht, darf getrost zugreifen. Hail The Big Boy!