Drei Jahre nach dem selbst betitelten und gelungenen letzten Album laden Bethlehem zu Album Nummer Neun und ich muss es gleich loswerden: Ich bin mehr als angetan!

Jürgen Bartsch hat es geschafft: Nur ein Mitglied wurde seit dem letzten Album ausgewechselt und nun trommelt Florian "Torturer" Klein das straffe Korsett zusammen, in dem die Melodien wahnwüten und die alles andere als 'Heavenly voices' von sich gebende Olielar die wie gewohnt auf hohem Niveau wirrenden Texte von Bartsch gurgelnt, keift, brüllt, growlt und flüstert. Musikalisch hat sich nicht viel getan im vergleich zum Vorgänger, was verdammt gut so ist, denn Bethlehem sind von Bartsch selbst beschrieben im dritten Stadium ihrer Existenz und es geht nur noch ums Spaß haben. Und Freunde morbiden Wahnwitzes werden ihre helle Freude haben, denn 'Lebe dich leer' ist ein ungemein gut ineinandergreifendes Gesamtkunstwerk, dass in meinen Ohren so stark wie noch nie auf Albumlänge ohne schwache Momente auskommt. Man gibt atmosphärischen, ruhigen Parts ausreichend Raum, um die Eskapaden aus den Richtungen Dark metal und extremeren Gefilden schlüssig zusammenhält. Reinhören kann man eigentlich in jeden Song, mir gefällt aber insbesondere „Ich weiß ich bin keins“, denn es muss nicht Gas geben oder laut werden und jagt trotzdem eine Welle schöner Schauer über den Rücken.

Reinhören, kaufen und immer mal wieder genießen, wenn Schwiegermama zu Besuch kommt oder wenn keiner hinhört und man sich eingestehen muss, dass man einfach drauf steht. Bethlehem kommen dem Hörer kein Stück entgegen, aber gefallen auch um 28sten Jahr ihres Bestehens und zusammen mit einem Rotwein und einem Schmunzeln auf den Lippen beim Mitlesen von Bartschs wunderbaren Wortspielen und -schöpfungen, die auch nach all den Jahren nichts von ihren eigenwilligen Qualitäten eingebüßt haben. Ich bin gespannt, wie es mit der Band weitergeht, ob Bartsch das gute Line-Up zusammenhalten kann und ob Olielar auch weiterhin ihr Können unter dem Namen Bethlehem unter Beweis stellen wird. Zu wünschen ist es diesem seltsamen Paradiesvogel unter den extremen Bands. Vorerst kann man aber für 'Lebe dich leer' nur lobend die Daumen erheben!