Bethlehem verdüstern seit 1991 die deutschen Klanglandschaften und sind sicherlich den meisten Genreinteressierten ein Begriff. Meine Bekanntschaft mit der sehr wechselköpfigen Band um das einzige Festmitglied Bartsch endete 1996 relativ endgültig: Das zweite Album beinhaltete nicht nur den für mich wenig ansprechenden Bethlehemsound der damaligen Zeit sondern wartete mit neuem Sänger und damit nervtötenden Keifeskapaden auf. Kurze Schnupperproben späterer Werke zeigten zwar einen immer neuen Sound, waren aber für mich nie überzeugend genug, um noch einmal mit Bethlehem anzubandeln. Wenden wir uns also dem unaussprechlichen, neuen Streich der Liga mit wechselhafter Namensliste zu. Wichtig ist für Kenner der Diskographie wohl vor allem die Information, dass der Sound der beiden Vorgängeralben ‚Schatten aus der Alexander Welt‘ (2001) und ‚Mein Weg‘ (2004) fortgesetzt werden sollte und die drei Alben eine Trilogie bilden. Sänger Guido Meyer de Voltaire, eigentlich bereits seit 2006 nicht mehr Teil der Band, macht auch klar, dass diese Zusammenarbeit sich nur auf ‚Hexakosioihexekontahexaphobia‘ reduziere und er nicht Teil von Bethlehem ist. Aha. Nach diesem Vorwissen sollte ich wohl mal zur Musik kommen. Und was ich höre, wenn der „Kettenwolf greint ...." ist noch etwas sanfter, also auf den Vorgängeralben und in meinen Ohren nah am letzten Output der Landsmänner von Ewigheim. Ja, die klangen auf ‚Nachruf‘ sicherlich auch nicht innovativ, das Album konnte aber mit seiner schmissigen Machart überzeugen. Der "Kettenwolf" hingegen stößt bei mir auf Widerstand: zu zahm, die Stimme zu kraftlos und die Melodie nicht vorantreibend genug. Ganz anders „Egon Erwin's Mongo Mumu“, ein wunderschön beginnender Track mit toller Melodie. Ein Wehrmutstropfen muss aber anscheinend sein: fast 1 ½ Minuten des Liedes plätschern im Mittelteil instrumental vor sich hin und plätten damit die mitreißende Gesangswirkung. Es folgen Lieder unterschiedlichster Spielart und Wirkung: Härtere Stücke mit herb-rauem Gesang oder dezentem Schreien, fast schon sakral-ruhige Rockstücke, an neuere Nocte Obducta erinnernde Klanglandschaften, ein wunderschönes Instrumental („Höchst alberner Wichs“) und ein netter Abschluss hinterlassen mich etwas ratlos. Es fehlt mir der rote Faden und die eigentlich lobenswerte Abwechslung verkommt zur Zerrissenheit. Einzig textlich agieren Bethlehem konsequent wie eh und je und präsentieren sehr eigenwillige Absurditäten düsterster Bilder, deren Sinn sich wohl nur aus der Wirkung zehrt, nicht aus den Sätzen ansich. Freunde düsterer deutsche Metallkunst können sich vielleicht freuen, Freunde der letzten beiden Alben und der Band ansich horchen eh rein. Mir aber bietet das Album viel zu wenig, die Texte geben mir nicht viel außer zerfahrene Plattitüden und ich habe jedes Extrem der dargebotenen Stile in letzter Zeit von anderen Bands besser präsentiert bekommen. Und die Zerrissenheit zwischen den Stilen verhindert auch ein Eintauchen in den Kosmos.