1993 in Namur/Belgien: Während andere Teenager Belgien vielleicht mit Pommes, Bier und den „Smurfs“ in Verbindung brachten, hatte ein junger Schlagzeuger namens Cernunnos eine andere Idee – er gründete einfach mal ne Band mit dem Namen 'Enthroned'. Kaum gegründet, rekrutierte er mit Tsebaoth den ersten Gitarristen und einen Sänger aus der Grindcore-/Black-Metal-Band Hecate, der allerdings schon Ende desselben Jahres wieder verschwand.
Doch die entscheidende Figur kam schnell hinzu: Sabathan übernahm Bass und Gesang, und 1994 lag mit einem fünf Tracks starken Demotape plötzlich schwarzer Rauch in der Luft. Das Tape landete prompt bei diversen Indie-Labels, es folgte eine Split-7" mit Ancient Rites über Afterdark Records – natürlich ein Label, das schneller unterging als die erste Kerze im Black-Metal-Keller. Zum Glück sprang Osmose mit dem Sublabel Evil Alliance ein, und Prophecies Of Pagan Fire (1995) katapultierte die Band direkt ins Zentrum der Szene. Spätestens mit dem Einstieg von Nornagest als zweitem Gitarristen war klar: Hier wurde nicht geklimpert, hier wurde die Hölle verwaltet.
Über drei Jahrzehnte später stehen Enthroned nun mit Album Nummer zwölf in den Startlöchern – Ashspawn, das am 5. Dezember 2025 bei Season of Mist erscheint. Sechs Jahre lang haben die Belgier an diesem Werk gefeilt, sich dabei Unterstützung von Okkult-Autor Gilles de Laval geholt und ein Ritual erschaffen, das man gleichermaßen lesen, hören und – mit ein bisschen Pech – direkt am eigenen Nervensystem spüren kann. Musikalisch wüten Blastbeats neben mid-tempo-Peitschenhieben, dazu Gitarrensoli, die irgendwo zwischen Morbid Angel-Wahnsinn und Judas Priest-Glamour oszillieren. Songs wie „Raviasamin“ oder „Ashen Advocacy“ zeigen: Ashspawn ist kein reines Geknüppel, sondern eine spirituelle Autopsie mit Wiederauferstehungsgarantie.
Was diese Band seit jeher ausmacht, ist ihr sturer Ernst im Angesicht der eigenen Tragödien. Cernunnos’ Tod 1997 hätte alles beenden können – stattdessen wurde er zur Triebfeder für den unbändigen Willen, weiterzumachen. Enthroned sind damit eine dieser Black-Metal-Institutionen, die nicht von Nostalgie leben, sondern von einer Vision: Ritual statt Replikat. Ashspawn ist die konsequente Fortsetzung dieser Linie – ein Album wie ein okkultes Handbuch, das sich nicht in die Sammlung stellt, sondern ins Hirn brennt. Und ja, falls jemand noch auf der Suche nach einem wirklich unweihnachtlichen Weihnachtsgeschenk ist: Das ideale Geschenk, falls der Baum anschließend verbrannt werden darf.