Ein richtiges Schmuckstück ist der aufwändige silberne Digipack in mittelalterlicher Aufmachung, mit dem der argentinische Sänger Adrian Barilari (der auf den ersten Blick ein wenig dem charismatischen Sänger Bruce Dickinson der legendären "Eisernen Jungfrauen" ähnelt) sein erstes Solo-Projekt vorstellt. Während Barilari in Europa beziehungsweise vor allem in Deutschland noch eher unbekannt sein dürfte, kommt in Südamerika kaum mehr ein Hard Rock- und Metal-Fan an ihm vorbei, da er mit seiner Hauptgruppe Rata Blanca bereits rund eine Million Alben verkauft hat und schon als Headliner in einem großen argentinischen Fußballstadion aufgetreten ist. Zahlreiche Touren haben ihn laut Presseinfo dort offensichtlich inzwischen zu einer Art Ikone des melodischen Power-Metal gemacht. Wie schon einst Heimatkollege Beto Vazquez für sein Projekt Infinity zahlreiche Größen aus dem Heavy-Bereich verpflichtete, holte sich auch Barilari für seine erste Soloveröffentlichung eine starke Truppe namhafter Musiker ins Boot. Mit dabei sind Jens Johansson (Keyboards) von Stratovarius, Emppu Vuorinen (Gitarre) und Jukka Nevalainen (Drums) der finnischen Gothic-Metal-Größe Nightwish sowie Sami Vanska, ehemaliger Bassist von Nightwish. Ein Line-Up, das hohe Erwartungen schürt. Aufgenommen wurde die Platte in Europa und in den bekannten Finnvox-Studios abgemischt, wo auch Nightwish bereits an ihren Werken gefeilt haben. So gibt es auf dem selbstbetitelten Debut astreinen, meist schnelleren, klassischen (Fantasy) Melodic-Power-Metal im Stil von Rhapsody, Thunderstorm oder – was nicht verwundert, Stratovarius – der sich immer wieder klassischer Hard Rock-Anleihen bedient. Für den besonderen Touch konnte Barilari noch zwei finnische Cellisten gewinnen, allerdings nicht die Jungs von Apocalyptica. So greift der Argentinier niemals selbst zum Instrument, sondern steuert (lediglich) seine Stimme und größtenteils die Texte bei. Die musikalischen Kompositionen stammen komplett aus der Feder seiner Mitmusiker und von Rata Blanca-Gitarrist Walter Giardino. Diese sind meist auf Englisch, allerdings gibt es auch drei Stücke in spanischer Sprache zu hören, unter anderem die monumentale, neunminütige Cover-Version des Rainbow-Klassikers "Stargazer" (70er Jahre Kult Band mit Ronnie James Dio und Ritchie Blackmore). Gerade diese Songs leben von dem besonderen Flair, das diese Sprache ihnen verleiht. Zum Beispiel "La Leyenda Del Hada Y El Mago", das mit seinen ultra-langen, überragenden Gitarren-Soli und druckvollem, schnellen Drumming sowie Adrian Bariliaris kräftiger Stimme, die zum Teil schwindelerregende Höhen erreicht, fast schon zu einer kleinen Power-Metal-Hymne wird. Auch der Opener "Master Of The Dark" geht direkt und schnell zur Sache, ein eingängiger Song, ebenfalls mit technisch extrem ausgefeiltem Gitarrensolo. "See You Smile" wiederum ist die typische, hier mit Akustik-Gitarre eingespielte "Quoten-Ballade", die auf keinem Melodic-Power-Metal Album fehlen darf. Mit diesem Song präsentieren sich Barilari und seine Mitmusiker von der ruhigen, gefühlvollen und fast poppigen Seite und schenken einem Zeit, um etwas durchzuatmen. "The Shadows Will Remain" könnte mit seinem sehr schönen Streicher-Opener bzw. Abschluß und den Keyboards/Piano her auch ein Nightwish Song sein. Atmosphärisch dicht und eingängig ist dieser Song einer meiner persönlichen Favoriten des Albums. "Beginning And End" startet ganz untypisch mit einem barocken Menuett-Klang, um sofort in einen schnellen Hard Rock-Kracher überzugehen. Stratovarius lassen grüßen! "Your Private Conquest" vermittelt durch den Einsatz einer spanischen Gitarre fast schon ein mediterranes Flair, das dem Song außerordentlich gut steht. "Raindrops Of Fire" wiederum wartet mit einem mystischen Intro und einer wunderschönen, kraftvollen Frauenstimme auf, die perfekt mit Barilari harmoniert. Technisch gibt es an diesem Album überhaupt nichts auszusetzen, das Ganze wurde astrein produziert. Die Aufmachung ist, wie bereits zu Beginn erwähnt, überragend und optisch ein absoluter Kaufanreiz. Geboten wird auf Barilari zwar nicht wirklich Neues, trotzdem ist das Album wie erwartet sehr abwechslungsreich und harmonisch ausgefallen. Für Fans von langen Gitarrensoli und überzeugten Luftgitarre-Spieler ist die CD sicher eine feine Sache, reinhören lohnt sich auf jeden Fall. Die Krönung wäre allerdings noch ein Duett mit Tarja Turunen von Nightwish gewesen! Anspieltipps: "La Leyenda Del Hada Y El Mago", "The Shadows Will Remain" und "Stargazer".