Das Debut des Spaniers Uge Ortiz aka AZ-Rotator bei Ad Noiseam erfährt so schöne Etiketten wie "fractal beats" oder "Post IDM". Diese CD ist schon eine Wissenschaft für sich, die paradoxe "Wissenschaft des Zufalls": In diesem Sinne ist auf diesem Albun definitiv nicht mal das letzte 1/128 an Beats, Noises oder was auch immer ein Produkt des Zufalls! Hier treffen komplexe, extrem präszise bearbeitete Rhythmen auf schöne, fast epische Klänge, die auch hier und da in Klangflächen übergehen können. Der Ansatz hat mich etwas an Gridlock's Formless erinnert, ohne jedoch dessen zeitlose, romantische Schönheit zu erreichen! Ab und zu kommen dann auch Roboterstimmen (aus Starwars???) hinzu und geben der ganzen Sache doch noch etwas Erzählerisches. Diese Elemente brauchts auch um sich aus der Masse herauszuarbeiten, denn sonst wäre AZ-Rotator nur ein weiteres, überflüssiges intellektuelles Frickel- und Kopfprodukt eines Nerds. Abstrakte beats sind wahrlich nicht mehr der Knaller, die technischen Möglichkeiten ermöglichen das bekannterweise heute jedem, der einen Computer anschalten kann. Genau hier liegt auch der Charme dieser Musik: in der Verbindung vom komplexen Rhytmen und Ambient Klängen; sich aber nur komplett entfaltet wenn man die nötige Zeit und vorallem die Ruhe mitbringt: zu vielschichtig und präzise sind die Schichtungen und Wechsel. Sie sind beim kurzen, flüchtigen Anhören nicht zu erfassen und eher anstengend. Mein Kritikpunkt ist, dass die Komplexität etwas zu sehr zum Selbstzweck geraten ist. Mir ist noch nicht ganz klar wo dieses - natürlich auch witzige und ironische - Album hinführen soll, erkenne noch nicht so richtig den berühmten roten Faden. Auch mehr Direktheit wäre wünschenswert und würde sogar den geneigten DJ und sein Publikum im Club auch unglaublich freuen! Nebenbeibemerkt - ein Schwachpunkt bei sehr vielen Produktionen aus diesem Genre: Die Nachricht geht leicht im übertrieben verkünstelten Sound unter. Wenn die Nachricht aber reine Darstellung kalter, intellektueller und dekonstruktivistischer Orientierungslosigkeit sein soll (?), ist mir das zu substanzlos um den Aufwand einer CD Pressung zu legitimieren. Das so am Rande. Zum Glück schafft's AZ-Rotator über diesen Level klar hinauszugehen. Darreichungsform ist 3 mal täglich 20 Minuten im Kopfhörer, denn "Science of Chance" ist Kopfmusik!