Die Geschichte der Band "Silke Bischoff" ist lange schon Geschichte. Die Trennung und der darauffolgende erbitterte Rechtsstreit, der beiden Gründungsmitglieder, längst schon vergessen. Axel Kretschmann ging nach Berlin und arbeitet dort an anderen Stellschrauben des Musikbusiness. Felix Flaucher erfand sich hingegen , zusammen mit Frank Schwer, neu und knüpfte unter dem Namen "18 Summers" nahtlos an die Vergangenheit an.

Er ermutigte weiterhin junge Frauen sich nicht zu verstecken, sich auszuleben und auszusprechen. Er verarbeitete weiterhin deren Tagträume, Schicksalsschläge und Ängste zu Songtexten, nachdem er nächtelang am Telefon Trost spendete und jegliche Hilfe gewährte. Er war stets rigeros offen. Er war unendlich generös und unprätentiös. Und er war unheilbar krank. Was er weiß Gott gut zu verstecken wußte. Er wollte niemals abhängig von Anderen sein. Er wollte nie Mitleid. Als sein Ende jedoch offensichtlich wurde machte er auch das öffentlich und versöhnte sich wieder mit Axel Kretschmann. Ohne Wenn und Aber. Es gab ein letztes, privates, Konzert aller drei "Silke Bischoff" Band-Mitglieder. Ein paar Tage später darauf verstarb er.

Wenn ein Mensch stirbt, müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Manchmal werden dabei auch Entscheidungen getroffen, die vielleicht schon im Vorfeld eher der uneingeschränkten Inanspruchnahme des Verstorbenen dienten, als jener der Wahrung seines Vermächtnises. Und man selbst entzieht sich in diesem Moment wohl lieber all diesen Entscheidungen, man kämpft ja selbst mit Traurigkeit, Wehmut und Sehnsucht. Auch ist so eine Beerdigung ansich stets eine emotionale Ausnahmesituation, die von Felix Flaucher indes hatte weiß Gott mehr Dramatik als all seine Songtexte und so mancher schräge Film inne. Unvergesslich.

Freundschaften sind so ziemlich die bedeutsamsten und lebensverändernden Beziehungen, die man hat. Es ist deshalb so schwer, wenn dann ein Freund stirbt. Noch schwerer ist es dann über den Tod zu sprechen. Niemand will das unsensible Arschloch sein, das andere Trauernde unnötig aufwühlt. Ohnehin ist Trauer ja schon eine isolierende Erfahrung. Frank Schwer kämpft seit zweieinhalb Jahren isoliert darum das letzte gemeinsame "18 Summers" Album zu veröffentlichen, Axel Kretschmann jedoch hatte nicht diese Geduld.

Er musste den Verlust des Jugendfreundes kreativ verarbeiten. Er musste rauslassen was ihm am Tage der Beerdigung von Felix Flaucher widerfahren ist. Offen und ungefiltert. Dafür kramt er, fast zwei Jahrzehnte nach dem Bruch, die alte Hardware und die Tapes des beinahe legendären Kinderzimmer-Studios wieder vom Speicher und lässt sie in seinen neuen Schaffensprozess einfließen. Die daraus entstandene One-Track-Single refenrenziert "Silke Bischoff" nicht nur durch Sprach-Samples von Felix Flaucher. Sound und Atmosphäre gleichen sich durchaus. Und wer die rare physische Version der Single erwirbt, der hat zudem etliche Minuten mehr an Fieldrecording vom Surrounding Sound der Ludwigsburger Harteneckstraße. Nebst der Geschichte um die Entstehung der Band "Silke Bischoff". Quasi vom Omega zurück zum Alpha. Axel K. hat Felix Flaucher mit diesem Track ein erstes Denkmal gesetzt. Denn einen Grabstein hat jener bis heute noch nicht.