Austere sind entgültig zurück, nicht nur im Geiste oder in Form vereinzelter Konzerte, sondern nun auch mit stetem neuen Material. Die als Soloprojekt gestartete Band aus Australien war zwischen 2005 (naja, eigentlich 2007) und 2010 aktiv und schaffte es, dass der Bandname sich im kollektiven Gedächtnis der depressiv-melancholischen Schwarzwurzel Gemeinschaft festsetzte. 2021 nahm man dann nach langem Winterschlaf die Bandaktivitäten wieder auf und war zum ersten Mal live zu sehen. Im letzten Jahr kam mit ‘Corrosions of hearts’ ein drittes Album im neuen Soundgewand heraus, geile Produktion, etwas smoothere Vocals und alles in allem eine schöne Erfahrung. Aber....
...auch wenn ich nachvollziehen kann, wie das Projekt zu einem Status gekommen ist, der über Geheimtipp hinaus zu einer festen Größe in Sachen DSBM geht, so wurde ich nie ganz warm mit ihrer Musik. Qualitativ hochwertig, mühevoll und mit eigenem Sound? Keine Frage. Das dritte Album deutlich geschmeidiger als die beiden Werke aus den Gründerjahren? Definitiv. Aber gerade der DSBM muss berühren, muss emotional bewegen, denn seien wir ehrlich - melodisch wirklich spannend ist er in den allermeisten Fällen nicht. Und genau an dieser Stelle konnten und können Austere es nicht wirklich. ‘Beneath the threshold’ bedeuten für mich eine dreiviertel Stunde easy-DSBM-listening. Das ist alles smooth, catchy, unaufregend und irgendwie viel zu positiv. Vielleicht bin ich auch vollkommen abgestumpft, aber ich würde von einem Anflug leichter Verstimmung wegen eines Regennachmittags sprechen und nicht von seelischer Pein. Also haben wir gefälligen, atmosphärischen Black Metal mit einigen Death Metal Riffs, die an alte Amorphis erinnern. Vollkommen in Ordnung, aber zu keinem Zeitpunkt bewegend. Und die Vocals sind qualitativ unterer Durchschnitt: Die Screams sind unauffällige Standartkost, bei den cleanen Parts wünsche ich mir eine Gesangsausbildung oder einen Sängerwechsel, denn das klingt dünn, mit Hang zur Schieflage.
Ich vergebe das Schulterzucken unter den Bewertungen, 3 Punkte. Nicht, weil ich nicht weiter weiß, sondern weil ich nicht wüsste, wie ich anders urteilen sollte als mit einem “Joa, ist okay”. Wenn ich mir da das neue Perchta Werk um die Ohren schlage, dann ist dies sicherlich nicht angenehm zu hören und in vielen Minuten eher anstrengend. Aber es hat Ecken, Kanten, es regt auf und damit an. Austere treiben einfach nur dahin und ich werde in wenigen Tagen keine der Melodien noch einmal abrufen können. Schade.
Austere - Beneath the threshold
Lupus Lounge / 05.04.2024
1. Thrall
2. The Sunset of Life
3. Faded Ghost
4. Cold Cerecloth
5. Words Unspoken (Interlude)
6. Of Severance