Attualità Nera - MdF: I Corpi Parlano

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'Attualità Nera', ein italienisches Duo bestehend aus 'Andy Rivieni' und 'Mario W.G.', stellt sich selbst als Synth- und Noise-Projekt vor, das sowohl durch die morbiden Details realer Verbrechen als auch durch die Ästhetik der italienischen 70er- und 80er-Jahre inspiriert wird. Besonders der Hang zu erotischen Comics, Giallo-Filmen und der improvisierten Live-Aufnahme aller Tracks macht das Projekt zu einer echten Ausnahmeerscheinung. Mit ihrem neuen Werk "MdF: I Corpi Parlano" wagen sie sich tief in die Abgründe des menschlichen Handelns und präsentieren eine düstere Klangreise, die zwischen Faszination und Beklemmung pendelt.

Das Album ist eine rohe, gnadenlose Industrial/Noise-Performance, die sich durch ihre Improvisation und die bewusste Verweigerung glatter Produktion auszeichnet. Jeder der sieben Tracks trägt den Namen eines Orts und Datums, die auf die Mordserie des "Monsters von Florenz" (ital.: Mostro di Firenze) anspielen – einer realen Kriminalgeschichte, die Italien über Jahrzehnte in Atem hielt. Dieser Bezug durchzieht das Album wie eine finstere Signatur und verleiht den Tracks eine historische wie emotionale Schwere.

Musikalisch bewegen sich Attualità Nera auf einem schmalen Grat zwischen Chaos und Struktur. Die Synthesizer klirren, brummen und winden sich in tiefen Frequenzen, während harsche Noise-Elemente mit verstörender Präzision eingestreut werden. Besonders auffällig ist der Eindruck der Unmittelbarkeit: Jeder Ton, jedes Geräusch fühlt sich wie ein direkter Ausbruch aus der Dunkelheit an, ohne Filter oder Verschönerung. Gleichzeitig lassen die Stücke Raum für Interpretationen. Während in "Vicchio, 29/07/1984" pulsierende Beats in den Hintergrund rücken und eine bedrückende Ruhe schaffen, eskaliert "Calenzano, 23/10/1981" in einem Crescendo aus verzerrten Drones und metallischen Klängen, die an rostige Werkzeuge erinnern. Es ist ein Album, das den Hörer nicht durch melodische Elemente führt, sondern ihn in eine Kakophonie aus Angst, Gewalt und Nachhall stürzt.

Die Improvisation trägt wesentlich dazu bei, dass die Tracks wie lebendige Organismen wirken – sich ständig wandelnd, unvorhersehbar und erschreckend ehrlich. Es gibt keine klassische Songstruktur, keine greifbaren Wiederholungen oder Hooks. Stattdessen steht das Erleben der Atmosphäre im Mittelpunkt. Fans von experimentellen Klängen werden die Details in der Textur der Geräusche zu schätzen wissen, während andere möglicherweise an der kompromisslosen Rohheit scheitern.

"MdF: I Corpi Parlano" ist wirklich kein Album für jedermann – und das ist gut so. Wer sich aber auf diese Klangwelt einlässt, wird in die düstere Psyche Italiens entführt, zu einer Zeit, in der wahre Verbrechen und der Giallo-Hype eine morbide Symbiose eingingen. Attualità Nera schaffen es, diese finstere Ästhetik akustisch einzufangen, ohne dabei Effekthascherei zu betreiben. Stattdessen ist das Werk eine Hommage an die Dunkelheit – sperrig, brutal und unbequem.

Empfohlen für alle, die Projekte wie SPK, Whitehouse oder die düsteren Industrial-Klassiker der 80er schätzen. Wer jedoch eine melodische oder gar angenehme Hörerfahrung sucht, wird von diesem Album eher abgeschreckt. "MdF: I Corpi Parlano" ist ein Statement, ein Soundtrack zu wahren Verbrechen und ein düsterer Kommentar zur menschlichen Natur.

Attualità Nera - MdF: I Corpi Parlano
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