In der schier endlosen Liste von Veröffentlichungen zählt das Album „Dante’s kitchen“ sicherlich mit zu den außergewöhnlichsten und einflussreichsten in der Geschichte von Attrition. Es vereint auf unvergleichliche Weise Experimentierfreudigkeit mit einer bemerkenswerten Vielzahl von musikalischen Einflüssen, filmischen Elementen und – vor allem – Kontrasten und Gegensätzen. Düstere Ambient-Electronics verschmelzen mit einer voller theatralischer, exaltierter Dramatik gespielten Violine, paaren sich mit geschickt ausgewählten und gezielt platzierten Samples, schwelgen in trügerischer Ruhe und liebäugeln mit hektischen Techno- und Trip Hop-und Breakbeats, trügerischen Dissonanzen, durchwirkt vom ungleichen Duettpaar Bowes/Waller. Bowes’ leise und bedrohlich gesprochenen Worte treffen auf Julia Wallers sirenenhaften, bisweilen psychedelisch-hypnotisch anmutenden Gesang und schaffen so eine fast unwirkliche, meditative, spirituelle, aber auch unheilvolle Atmosphäre mit Soundtrackqualität. „Dante’s Kitchen“ gibt sich introvertiert und extrovertiert zugleich. So kryptisch, geheimnisvoll und unnahbar die Stücke anfangs wirken mögen, so viel geben sie doch bei intensiver Beschäftigung von sich und ihren Schöpfern preis. Jenseits oberflächlichen Lebens und heiteren Banalitäten ringen in diesem dunklen Kosmos das Metaphysische, das Absurde und Skurrile sowie eine fühlbare, unterschwellige Erotik und Sehnsucht miteinander, ohne dass eines davon jemals die Oberhand bekäme. Wer sich völlig auf das Album einlässt, begibt sich auf eine emotionale, verwirrende Reise voller Schönheit und Grausamkeit, voller Schatten und Bedrohungen. “Dante’s Kitchen“ beginnt in vollendeter Harmonie und schwelgt dabei in orientalischer Anmut – sein Ende, ein Remix des Titeltracks, gleicht jedoch einem fast kakophonischen Anfall von Wahnsinn und Verstörung. In diesem Werk offenbart sich Bowes’ kreatives, Grenzen sprengendes Arbeiten, dessen Ergebnis seine Hörer immer wieder aufs Neue herausfordert und begeistert. An Bonus-Material zu den zehn Albumtiteln wurde auch bei dieser Wiederveröffentlichung nicht gespart. Neben dem bereits erwähnten Remix von „Dante’s Kitchen“ haben drei Künstler jeweils eine Version von „The Head of Gabriel“ beigesteuert.