Die beiden Berliner Toni Polkowski und Danny Prusseit haben unter dem Namen Atmogat ca. 8 Jahre nach Gründung des Projekts und 4 Jahre nach Erscheinen ihrer ersten EP (der noch 7 weitere gefolgt sind) beim Impulsive Art-Label "endlich" ihr Debut-Album vorgelegt. Ihr Stil bewegte sich im Laufe der Zeit vom ursprünglichen Minimal Techno hin zu vertrackterem Beatwork und weitläufigerer Atmosphäre, wodurch sich "Trigger Event" den relativ unscharf umgrenzten Gefilden des IDM bzw. Electronica zuordnen lässt. Mit dem ersten Stück, "Battery's Low", knipsen die beiden erstmal vor dem inneren Auge des Hörers die Lichter aus und tauschen sie gegen flackernde Leuchtstoff-Röhren. Ein schleppender Beat und unheimlich wirkende Synth-Lines erzeugen ein Bild dunkler, leerer Strassen und Gassen. Mit leichtem Klavierspiel verleihen sie dem Szenario noch eine melancholische Note. Subtile Sound-Modifikationen im Laufe des gleichbleibenden Rhythmus schaffen es, die Atmosphäre auf angenehme Weise zu verdichten. Mit "Berlin 4 AM" geht es trostlos weiter durchs nebulöse Nichts, und es wird deutlich, das Atmogat's Kompositionen Soundtrack-Qualität haben. Auch hier bleiben klickernde Percussion und Bass-Kick relativ konstant, wodurch sich die Aufmerksamkeit weiter auf den darüber liegenden dezenten Klangteppich richtet. "Melophase" lockert die Stimmung dann etwas auf, die spacigen Synths schlängeln sich ein wenig die Tonleiter herauf, verbleiben aber im Moll. Es wird viel mit Hall bzw. Delay gewerkelt und das Stück erweckt einen geradezu dub-artigen Eindruck. "Shani" und "Turok" wirken dagegen rhythmisch verspielter und glitchy, und "Eject 44" setzt in Bezug auf hektische Hi-Hats noch eins drauf. "Sleepless" beginnt sehr ruhig und wird graduell klanglich angereichert und fragmentiert, bis man beim gewohnten Gefrickel ankommt, jedoch ohne das der Ambient-Charakter des Stückes verloren geht. "All The Hope" beginnt ebenso ruhig und Vorstellungen von Leere evozierend. Vereinzelt werden Geräusche eingestreut, die hallend vergehen, bis sich daraus eine zusammenhängende Komposition ergibt die etwas Licht ins Dunkel bringt. "Indian Summer" klingt dem Titel entsprechend: beständiges Ethno-Getrommel und abgehackte Samples von Gesängen prägen diesen Track. Mit "Next Riot" geht es zurück in bedrohlicher wirkende urbane Habitate, diesmal wieder etwas belebter, d.h. der Rhythmus ist wieder komplexer und die Sound-Fragmente fliegen einem nur so um die Ohren, was auch mit "Hwen" in relativ flottem Tempo fortgeführt wird. Access To Arasaka verpasst "Berlin 4 AM" seine eindeutige Signatur und opfert dafür die Konstanz und damit verbundenen Ruhe des Originals, was nicht negativ zu verstehen ist, sondern eher zur Abgrenzung zum folgenden Nikka-Remix dient, der wesentlich näher am Konzept des Originals bleibt, die Stimmung allerdings etwas aufhellt. Atmogat haben mit "Trigger Event" einen eher minimalistischen, sphärischen Ambient und komplexe Rhythmen kombinierenden Soundtrack für den nächsten längeren Kopfkino-Besuch erstellt. Der gezeigte Film dürfte verhältnismässig schwach beleuchtet sein, nicht unbedingt ein Happy End haben und auf jeden Fall etwas nachdenklich machen, zudem ist er schauspielerisch grossartig besetzt. In Bezug auf Stimmung bzw. Atmosphäre und der herauszuhörenden Freude am Rhythmus ist der Stil dieses Werks meiner Ansicht nach durchaus vergleichbar mit dem schon erwähnten Access To Arasaka oder auch mit Label-Kollege Ip Neva. Atmogat sind zwar zurückhaltender was die akustische Häckselmaschine angeht, jedoch nicht weniger hochwertig produziert, abwechslungsreich und unterhaltsam.