2019 begeben ASP sich auf die nächste Etappe des Erzählzyklus „Fremder“ und bringen die im Top-10-Album „fremd“ begonnene Reise und mit dem Platz-2-Album „MaskenHaft“ vertiefte Story zu einem neuen Höhepunkt. Die direkte Fortsetzung des gefeierten Albums „Zutiefst“ geht noch einen Schritt weiter und zeigt sich hochemotional, detailverliebt und vor allem extrem ohrwurmgefährlich. Jeder Song weiß mit seiner eigenen fantastischen Handlung zu fesseln, und dabei geht Mastermind Asp Spreng geradezu lustvoll ans Werk. Auch wenn das Album wie immer lyrisch anspruchsvoll ausfällt und dem ASP-Fan viele Anspielungen und Rückbezüge bietet, spürt man bei „Kosmonautilus“ eine Energie, die geradezu im Widerspruch mit der Komplexität und der Tiefgründigkeit der Texte zu stehen scheint. Die Hitdichte konnte noch einmal gesteigert werden. Hier reiht sich ein Gothic-Novel-Rock-Hammer an den anderen, und ein zukünftiger Live-Evergreen jagt den nächsten.
Dabei gehen Asp und seine Band dieses Mal besonders geschickt vor: Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten, das Erfolgsrezept weiter verfeinert worden zu sein. Und doch: Der Mut und die Experimentierfreudigkeit zeigen sich im musikalischen wie im textlichen Detail. Wieder werden neue Genregrenzen klammheimlich überschritten, wieder erfindet sich die Band neu, aber schleichend, behutsam und ohne dabei plakativ zu Werke zu gehen. Gut erzählte musikalische Geschichten stehen nach wie vor im Vordergrund, und so präzise fabulierte Asp nie zuvor. Es kristallisiert sich deutlich heraus: Obwohl sämtliche Songs gut für sich allein funktionieren, hängt alles auf geheimnisvolle Weise zusammen. Der ASPsche Kosmos offenbart sich mehr und mehr. Wie Schmetterlings-Zyklus und Fremder verwoben sind, entfaltet sich für alle, die sich darauf einlassen. Für die anderen bleibt es das wohl Gewiefteste und Unterhaltsamste, was der düstere Musikbereich zu bieten hat. Da tummeln sich lebendig gewordene Tattoos und untote Meeresgötter genauso wie ruhelose Geister von in die Irre geführten Seeleuten. Und das soll Spaß machen? Das tut es.
Wie kaum eine andere Band verknüpfen ASP Lyrik, Musik und Artwork zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk. Bei „Kosmonautilus“ treiben sie den Aufwand auf die Spitze. Alle Bilder stammen aus der 3D-Schmiede des Kreaturen-Designers Thomas Klieber, dessen Figuren so fotorealistisch aussehen, dass sie durchaus einen Teil der von uns erforschten Welt darstellen könnten. Dabei herausgekommen ist ein Panoptikum des angenehmen Grauens wie aus einem Hollywood-Blockbuster.
ASP bleiben ein unergründliches Phänomen in der deutschen Musiklandschaft. Seit Jahren erkämpfen sie sich unermüdlich und mit lodernder Leidenschaft ein stetig wachsendes Publikum – und das über alle Szenegrenzen hinaus. Dabei bleiben sowohl die Musiker als auch ihre Kunst stets authentisch und schaffen es ohne die geringste Anbiederung an den Mainstream, sich regelmäßig hohe Ränge in den Media Control Charts zu sichern. Längst haben Freunde anspruchsvoller Texte und tiefgründiger Rockmusik gemerkt, dass man an ASP nicht vorbeikommt und sich vor dem „Schwarzen Mann“ nicht fürchten muss. Zumindest nicht sehr.