Als ich den Namen As Able As Kane gelesen habe, hat es bei mir gar nicht geklingelt. Bei der Abkürzung AAAK hingegen sofort. KK Records aus Belgien haben Anfang der Neunziger dank richtungsweisender Alben (Insekt, Vomito Negro, Cat Rapes Dog etc.) und Compilations („The Crack Of A Belgien Whip“) einigen Einfluss auf die Electronic Body Music genommen. Allerdings gab es auch eine Reihe von One-Album-Wondern wie Blue Eyed Christ oder eben Paul R. (Vocals) und Ding (Programming/Guitars) als AAAK, deren „Big Fist“ mir um ehrlich zu sein eher wegen des Covers und nicht wegen der Musik im Gedächnis geblieben ist. Die umtriebige Mannschaft von Electric Tremor hat die beiden Briten jetzt überzeugen können, eine Art Best-Of zu veröffentlichen. Diese bietet auf der ersten CD die EP „Buildingscapebeat“ (1989) und große Teile von „Big Fist“ (1990). Teilweise überarbeitet, der nötige Hauch von Nostalgie wurde aber nicht wegproduziert. Es klingt etwas widersprüchlich, aber gerade „Big Fist“ ist exemplarisch für EBM Anfang der Neunziger. Auf der einen Seite ist es ein typisches Album, dass sehr „belgisch“ klingt und neben Front 242 auch an á;GRUMH... oder The Weathermen erinnert, auf der anderen Seite spürt man die eigenen Einflüsse und die Herkunft aus Manchester. So gibt es neben klassischer Bodymusik mit vielen Sprachsamples (prima sind etwa „Two Watching“, „Concrete“, „Time“ und „Crash“), ruhigere Stücke wie „“I Will Return“, dass instrumentale und etwas bekanntere „Pain Amplifier“ oder auch gesangliche Exkursionen in den HipHop („Fast Cars“) oder 90er Jahre Techno („We Fall Alone“). CD 2 bietet exklusives Material in Form von Demos und Liveaufnahmen aus den Jahren vor „Buildingscapebeat“. Ketzerisch könnte man jetzt fragen, was unveröffentlichte Stücke einer Band sollen, die eh kaum jemand kennt. Abgesehen davon, dass dies natürlich schrecklich gemein wäre, hat diese CD ihre Berechtigung. Anhand der enthaltenen Songs kann man schön die Geschichte der Band nachvollziehen. Diese erzählt Ding im Booklet auf sehr interessante und amüsante Weise. Die Anfänge mit ungefragt geliehenem Equipment (ob sich 808 State auch noch daran erinnern?), die Vorliebe für Foetus, NEP, 242 oder Ministry, den Hang zur Stahlklopperei oder das unterbewusst beeinflussende Umfeld im Manchester der Stone Roses und Happy Mondays. Das führt zu einem wilden Mix aus Songs die an „Commando Mix“ von Front 242 („Hammer“) und an Babyland erinnern oder schon fast nach Deathrock klingen. Ich möchte es mal so formulieren - die besten vier Stücke wären eine EP wert gewesen, die schlechtesten vier hätten auch hier nicht veröffentlich werden müssen. Aber wie gesagt im Kontext mit Text von Ding runden Sie „The Collection“ prima ab. AAAK gehören nicht zu den fünfzig wichtigen Bands der EBM-Historie und trotzdem ist „The Collection“ eine Empfehlung für alle Anhänger der 90er. Und die erwähnte Story von Ding ist echt mindestens eine halben Punkt wert. Sie veranschaulicht, wie sich die Musik verändert hat. Heute sind die Bands global via Internet vernetzt und Genrebands können unter sich bleiben. Anfang der Neunziger waren die Bands mit denen man das Studio und im Fall von AAAK sogar das Equipment geteilt hat genauso wichtig wie die musikalischen Vorbilder. Das führt zu lustigen Albumkritiken in denen sogar Napalm Death als Vergleich herangezogen werden oder dazu, dass Ding für einige Zeit bei The Fall einsteigt oder PJ Harvey auf Tour begleitet. Sehr schöne Zeitreise, musikalisch und „geschichtlich“, die mir nebenbei Eskimos & Egypt wieder in Erinnerung ruft. Und vielleicht wird es in Zukunft ja tatsächlich neues Material von AAAK geben. Hoffnung macht ein neu wiederbelebter Track auf der MySpace-Seite der Band.