Der größte Spaß beim Schreiben von Rezensionen ist für mich seit jeher, wenn mir ein Album unter die Griffel kommt, das sich ohne Bemusterung sicherlich nie gefunden hätte und das sich als Glücksgriff erweist. Vorliegendes Werk ist ein solcher Fall: Die Chance, dass ich das dritte Album des britischen Solo-Projektes Arx Atrata einfach so finde ist ähnlich hoch wie bei den beiden Vorgängern - alle entstanden im Eigenvertrieb. Also wäre fast nur der Weg über eine Kritik oder Erwähnung in Foren möglich und - so voreingenommen bin ich (inzwischen) - der Bandname, das unattraktive Bandlogo und das künstlerisch wenig ansprechende und aussagekräftige Cover hätten mein Interesse nie geweckt. Doch nun "musste" ich ja reinhören und anders, als es die Kürzelbenennung des Künstlers hinter Arx Atrata, B.S., vermuten lässt ist das Album definitiv kein bullshit.

Mich erinnert der Sound an eine Mischung aus alten Ancient Wisdom, Cold World in ruhigen Momenten, der Stimmung von Saor, wenn diese langsamer zu Werke gehen würden und dem "Tunnel"gekeife aus dem US Black Metal (Xasthur, Nachtmystium). Kurz: im behäbig doomigen Tempo schreddern solide, aber wenig technisch versierte Riffs dahin, das Drumming (vermutlich aus der Konserve) ist absolut zweckmäßig und die Keyboards allgegenwärtig. Man muss es also künstlich mögen, denn das Gewicht auf Tastenzauber ist zwar nicht ganz so schlimm wie bei Lustre und Konsorten, bei denen man quasi nur noch Keyboards mit Hintergrundrauschen hört, aber eben doch elementarer Bestandteil des Sounds. B.S. schafft damit aber auf Albumlänge fesselnd ergreifendes Kopfkino, es geht nicht um Härte, Agression, nicht um Folklore und Naturglorifizierung. 'The path untravelled' lässt Bilder aus dem Fantasybereich auftauchen, ist gar nicht so hart wie Genre und Gekeife vermuten lassen und in seiner Grundstimmung immer wehmütig/sehnsüchtig. Erstaunlicherweise stellt sich bei mir auch keine Langeweile ein - ich kann allen Songs gut folgen ohne Abzuschweifen auch wenn das Stilmittel der Wiederholung auch hier sehr viel Einsatz erfährt. Es sind einfach schöne Melodien, schlüssig umgesetzt - ich kann jeden Song empfehlen und die beiden schwächsten Songs ("MCMLXXVII" und "Elmet") sind stark genug um Alben anderer Mitbewerber deutlich aufzuwerten.

Es ist schön, endlich mal wieder langsamen, atmosphärischen Black Metal zu hören, altmodisch und unbeeindruckt von aktuelleren Entwicklungen. Es ist schön, dass das Projekt es gleichzeitig geschafft hat, dass man die Songs nicht nur nett findet und nach 2 Minuten skippt, weil einem der Keyboardkleister erschlägt, sondern dass man von Anfang bis Ende einem Album lauscht, dass den Hörer für die Zeit belohnt. Daumen hoch und eine dicke Kaufempfehlung für Freunde dieses Subgenres.