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Arthur Brown – Long Long Road

Was möchte man an seinem 80sten Geburtstag machen?
Man möchte überhaupt noch da sein, ganz sicher im Kreis seiner Lieben den Tag ruhig verbringen und vielleicht ein paar Anekdoten aus längst vergangenen Zeiten raushauen, während die Familie hocherfreut und/oder leicht genervt lauscht – zumindest an diesem einen Tag. Den Teil mit den Anekdoten kann Arthur Brown ganz sicher auch umsetzen, seinen 80sten verbrachte er aber mit der Veröffentlichung eines weiteren Tonträgers in einer Reihe vieler. Die ‚Long long road‘ seiner Musikkarriere, die 1965 begann und bis auf diesen kleinen Hit, 1968, überraschend wenig auf den großen Bühnen des Mainstream stattfand, findet 2022 eine weitere und ausgesprochen geile Erweiterung. Ja, der Mann hinter dem frühen Spuren des Schock Rocks und Metals, der mit der Ansage „I am the god of hellfire and ich bring you …. FIRE“ bis heute fasziniert, weiß auch heute mehr als zu begeistern.
Psychedelischer Rock, Prog und Blues, schrill, altmodisch, neonfarben und immer mit schönen Hüten besetzt: Die ‚Long, long road‘ ist wie das Stöbern durch die Musiksammlung des Vaters (oder, je nach Alter der lesenden Person, Opas): Musikalisch werden mit typischer Rock Instrumentierung inklusive omnipräsenter Orgel ausufernd gejammte Klanglandschaften erschaffen. Arthur Brown selbst fühlt sich in diesen hörbar wohl und beeindruckt (mich) mit einem kraftvollen und vielschichtigen Gesang, der nun nicht unbedingt zu erwarten ist von einem Herrn diesen Alters. Und die musikalischen Qualitäten? Ich kann sie zugegebenermaßen nicht vergleichen mit seiner restlichen Diskografie, da ich der Existenz Arthur Browns erst wieder beim letztjährigen Prophecy Fest gewahr wurde und mich zwar vom Erlebnis der Bühnenshow sehr begeistern ließ, jedoch ansich wenig mit diesem Stil anfangen kann. Ich kann für mich aber festhalten, wie sehr ich überrascht bin, dass ich das Album gerne und wiederholt höre. Es ist nicht aufdringlich, entspannt und charmant. Eine abwechslungsreiche Instrumentierung und Browns augenzwinkernde Art, sich den aktuellen Themen der Zeit zu stellen, in dem er die Menschheit bitten möchte, auf die (lange, lange) Geschichte zurückzublicken und Gefahren und Chancen des Menschseins zu erkennen, sprechen für diese am Ende doch altmodische und gleichzeitig moderne Scheibe. Schaut euch alleine das unfassbar sympathische Video an, das weiter unten verlinkt ist. Den Mann möchte man (oder nur ich?) erleben, kennenlernen und (mental) knuddeln. Ein toller Musiker und ein herzlicher Mitmensch.
Ich kenne die Zielgruppe von Brown nicht und kann keine Kaufberatung für diese übernehmen. Ich hoffe aber, dass mit dem Wechsel zu Prophecy und Magnetic Eyes die Chance besteht, dass auch die Metaller einen Blick über den nietengespickten Tellerrand wagen und am Ende vielleicht sogar genau so eine gute Zeit mit dem Album erleben wie ich. Und wer die Chance hat, der sollte den guten Man unbedingt live erleben – diesen Herbst wieder bei Prophecy, sicherlich aber auch an anderen Orten: Es ist eine wundervolle Erfahrung!
Arthur Brown – Long Long Road
Prophecy Productions / 24.06.2022
https://www.thegodofhellfire.com/
01. Gas tanks
02. Coffin confession
03. Going down
04. Once I had illusions (part 1)
05. I like games
06. Shining brightness
07. The blues and messing round
08. Long long road
09. Once I had illusions (part 2)
Bonus (only box and artbook):
01. No one to blame
02. Living in the love