Man hört ihnen ihre fast zwanzigjährige Bandgeschichte nicht an, oder vielleicht gerade doch, wenn man genauer hinhört? Denn das neue Album scheint die verschiedenen Phasen die Archive bereits musikalisch ‚durchgemacht’ haben gekonnt zu vereinen. Postrock vs. Elektronik, so sind wir das gewohnt. Sehr explizit jedoch erscheinen diesmal jedoch die Ausprägungen der verschiedenen Songs. Während der krachende, leicht breiige Auftakt mit ‚Wiped Out’ unterbrochen von fast schwebenden Klavier/Gesangsparts mehr an Radiohead erinnert folgt mit ‚Interlace’ ein Acid-getriebener dunkler Dämon mit verträumten Gesang, der an die Anfangstage der Band mit Londinium verweist. Starke, prägnante Handlungsstränge machen die einzelnen Songs einzigartig und abwechslungsreich. ‚Violently’ mit opulentem Orchester-Sample als Basis ist eine solche Geschichte. Langsam setzen kaschierte Drum’n’Bass Strukturen (die zuvor schon deutlicher bei ‚Conflict’ auftauchten) über dicken Bässen ein und der Gesang erinnert fast schon an große Diven wie Shirley Bassey; was eine Mischung! Das Outro des Songs dann ganz zerbrechlich in das orchestrale Instrumental ‚Calm Now’ überführend, macht den Song endgültig zum Epos. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Orchestern für einige Live-Konzerte scheint geprägt zu haben, denn auch ‚Silent’ macht von sehr klassischen Strukturen Gebrauch, wobei dabei ein leicht schwereloss Ergebnis herauskommt, das auch die integrierten Paukenschläge irgendwie verträumt erscheinen lässt. Immer wieder schleichen sich dann jedoch auch Noise-Anteile ein, die bewusst verzerrt mit den treibenden Drum-Strukturen eine Dynamik einfließen lassen, die eindeutig die Handschrift der Band aufweist. Zugegeben, man muss sich reinhören in das Sounduniversum der Band, aber das war eigentlich schon immer so. Dann jedoch hat man so viele Details zu bewundern, dass man den fünfundfünfzigminütigen musikalischen Ride gleich noch einmal bucht!