Also, wenn man sich „Atrementia“ von Apócrýphos einmal anhört, ist es so, als ob man in eine tiefe, bodenlose Grube gezogen wird, in der Dunkelheit, Nebel und verschwommene Erinnerungen regieren. Robert Conrad Kozletsky aus Indiana, Pennsylvania, der Mann hinter diesem düster-atmosphärischen Dark-Ambient-Projekt, nimmt uns mit seinem fünften Album mit auf eine Reise durch Schatten und Vergessen – eine musikalische Reise, die bedrückender kaum sein könnte.
„Atrementia“ aber scheint mehr als nur Musik zu sein – es ist ein Gefühl, ein Zustand, fast schon ein Ritual. Sechs Tracks lang entführt uns Kozletsky in seine Welt, in der warmes, analoges Rauschen und Drone-Elemente eine unheilvolle Balance zwischen Licht und Dunkelheit erschafffen. Jeder Track scheint wie ein Hauch von längst vergessenen Erinnerungen, die sich unscharf und verzerrt zurück ins Bewusstsein kämpfen, nur um dann wieder in Schwärze zu verschwinden. Besonders beeindruckend ist, wie Kozletsky auf „Atrementia“ seine Instrumente einsetzt. Keine sterile Produktion hier – alles klingt organisch und roh, fast als würden die Gerätschaften, mit denen er arbeitet, selbst zum Leben erwachen.
Das Artwork? Passend beängstigend: Ein weit aufgerissenes Auge, eingefasst in einen Dornenkranz. Schon beim Anblick läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken – und das Album liefert den Soundtrack zu diesem Gefühl. Wie Kozletsky selbst beschreibt, ist es, als ob dein altes Leben vorbei ist und deine Erinnerungen in Schwarz gehüllt wurden. Es ist, als ob man am Rande des Wahnsinns balanciert, mit dem Gefühl, dass nichts mehr Sinn ergibt – aber auf eine seltsam vertraute Weise.
„Atrementia“ ist keine leichte Kost. Es ist ein Album für die Momente, in denen die Nacht endlos scheint und die Gedanken zu schwer, um sie zu verdrängen. Es ist Musik für Tagträumer und lange, nachdenkliche Nächte, bei denen die Grenze zwischen Realität und Traumwelt zu verschwimmen scheint. Wer sich auf diese Reise einlässt, wird nicht unberührt bleiben – aber vielleicht auch ein wenig verändert. Nun, meiner Meinung nach handelt es sich hier um ein bedeutsames, erwähneswertes Werk aus dem Bereich Dark Ambient. Düster, bedrohlich und unglaublich atmosphärisch – ein Muss für Fans von tiefer, emotionaler Klangkunst.