„Das System stinkt“. Mal abgesehen von den Wahlergebnissen, die ja immerhin ein klein wenig Hoffnung wecken kann und muss man ja leider sagen: stimmt. Nichtsdestotrotz ist das neue Album von Anti Trust auch nicht wirklich die Sahneschnitte unter den Minimal/Wave Veröffentlichungen der letzten Zeit. 13 Tracks plus einem Remix freuen sich darauf, am Hörer vorbei zu rauschen. Das liegt an zwei Punkten: Melodien und Gesang. Leider besteht ein Album musikalisch nur aus diesen Komponenten, wodurch das Sammeln von Pluspunkten schwierig wird. Die Musik ist netter, dudeliger Minimal, schön zu hören, nicht anstrengend und frei von jeglicher Kante, die sich im Gehörgang verhaken könnte. Keine der angestimmten Melodien ist schlecht, aber leider ist auch nicht eine einzige etwas besonderes. Und der Gesang ist einfach unangenehm, unprofessionell und ausdrucksarm. Kraftlos und mit roboterartiger Melodienabwanderung werden die deutschen Texte „erledigt“. Da wünscht man sich echt’nen Vocoder oder eben doch ein Instrumentalalbum. Und warum das durchaus nette „wer wird da mal war“ am Ende der CD in einem mit dem Original sehr eng verwandten, fast schon zwillingsartigen Remix ein zweites mal auftaucht bleibt mir schleierhaft. Wenn ich bei Anti Trust wenigstens die übersprudelnden Ideen und die frische Energie ambitionierter Projekte hören würde, die eben an ihren Möglichkeiten scheitern (weil sie ihre Instrumente noch nicht wirklich beherrschen oder nicht singen können aber doch gute Ideen haben). Aber das kann man von einem Projekt, dass anscheinend bereits seit 1986 existiert, nicht mehr erwarten. Uninspiriert und nicht gut umgesetzt. Nö.