Das Jeff Waters zu den wichtigsten und einflussreichsten Metal-Gitarristen der Gegenwart gehört, sollte eigentlich jedem Gitarrenjünger bekannt sein. Mit seiner Band Annihilator, bei der er das einzige Gründungsmitglied ist und sage und schreibe 21 Musiker verschlissen hat, konnte er etliche Höhepunkt des Genres veröffentlichen. „Alice in hell“, „Neverland“, „King of the Kill“ um nur einige zu nennen, sind Klassiker des Heavy Metal, welche ganze Generationen von Musikbegeisterten und Musikern beeinflusst haben. Und was macht Jeff Waters? Anstatt sich auf seinen Erfolgen auszuruhen, kontaktiert er diverse Größen der Szene und produziert mit ihnen eine Metalgranate erster Güte. Doch wer nun erwartet, dass aus dieser Vielzahl an Persönlichkeiten ein Durcheinander entsteht, sieht sich getäuscht. Denn trotz der Gastbeiträge bleibt dieses Album einfach Annihilator, nicht mehr und nicht weniger. Nicht die Gäste bestimmen das Album, ganz brav ordnet sich jeder dem Chef unter und bringt seine Qualitäten ein, um ein Output zu erzeugen, dass anders gar nicht heißen kann. Metal steht drauf und Metal ist drin, ganz einfach. Mit dem Opener „Clown Parade“ startet das Album ohne langes Rumgeplänkel mit einem der stärksten Songs. Druckvoll, lebendig und unglaublich agil zelebrieren die Mannen schon mal einen ersten Brecher, der sofort Lust auf mehr macht. Doch schon im zweiten Song „Couple Suicide“ ertönt eine ungewöhnte Stimme. Klar, Danko Jones hat sich das Mic geschnappt und bringt dem Song eine erfrischend modernen Sound – der perfekte Gegenpart zum Opener. Um den dualen Selbstmord perfekt zu machen, wird sich Angela Gossow (Arch Enemy) geschnappt, welche den Song mit ihren Stimmqualitäten noch weiter steigern kann. Leider können nur noch die nächsten beiden Songs mit der ungeheuren Qualität des Beginns mithalten. „Army of One“ stellt den perfekten Moshpit-Song dar, der sich obendrein noch ideal zum Mitgrölen eignet, denn den Helden des Metal wird lauthals gehuldigt: Black Sabbath, Iron Maiden, Slayer und etliche mehr - allen wird persönlich Dank zugesprochen. „Downright Dominate“ kommt dagegen mit einer derartigen Kompromisslosigkeit daher, dass einem die Tränen in die Augen schießen. Obwohl sich das Tempo noch nicht mal am Limit bewegt und die Entwicklung des Songs sehr vorhersehbar ist, drückt er dich einfach gegen die Wand. Alex Laiho (Children of Bodom) schreit sich hier übrigens abwechselnd mit Annihilator-Sänger Dave Padden die Seele aus dem Hals. Leider kann, wie oben angesprochen, das Niveau nicht gehalten werden. Denn obwohl die Gastmusiker Jesper Stromblad (In Flames) oder auch Corey Beaulieu (Trivium) heißen, versinkt der Rest für mich persönlich im zähen Einheitsbrei. Nicht das die Songs schlecht wären, jeder der Tracks besitzt für sich allein ein wahrlich hohes Niveau, doch die großen Überraschungen bleiben bis auf den tollen Vocalwechsel bei „Haunted“ oder die unerwartet sensiblen und melancholischen Momente in „Chasing The High“ aus. Doch halt: Bei „Operation Annihilation“ greift sich doch nicht etwa der Chef höchstpersönlich das Mic und bläst zum Frontalangriff. Also vielleicht doch mehr Überraschung als zunächst bemängelt? Trotz der zarten Kritik ist diese Scheibe jedem Fan der etwas härteren Gitarre wärmstens zu empfehlen. Vor allem kann die Gitarrenarbeit nicht hoch genug gelobt werden. Unglaublich akkurat, sauber und emotionsgeladen schleudert der Chef und seine Gäste uns ein Killerriff nach dem nächsten um die Ohren. Starke Scheibe mit tollen Gästen, denen der Spass an dieser Scheibe anzuhören ist. Anspieltipps: Clown Parade Couple Suicide Haunted