‚A.N.N.E.T.T.E’ singen Ulf und Peter, ja genau der von Rosenstolz und sein Kerl beim Cover von Ideals ‚Sex in der Wüste’ und gratulieren damit einer großen Musikerin zum sechzigsten Geburtstag: Annette Humpe. Über hundert Jahre kommen da mit der kleinen Schwester Inga bereits zusammen. Man möchte sie nicht missen und hat so viel über sie zu erzählen. Die Neonbabies und Ideal sind Legende, ‚Swimming with the Sharks’ und ‚Humpe Humpe’ zusammen mit dem Schwesterlein sind Geheimtipps – sogar Martin Gore und Daniel Miller haben ihren Beitrag zu einem Song geleistet – und mit ‚Ich + Ich’ hat Annette einen der erträglichen Radioacts der Neuzeit geschaffen. Zwischendrin noch locker Songs für Lindenberg, DÖF und andere Herrschaften geschrieben und Bands wie Palais Schaumburg oder Rio Reiser produziert. Gut, mit den Prinzen konnte ich nie etwas anfangen, aber das ist eben Geschmackssache… Zum Geburtstag erweisen Family and Friends die Aufwartung und liefern zehn Neuinterpretationen von Songs des Geburtstagskindes. Zuvor jedoch liefert der Vater der der Jubilarin, Universal Music, einen Rückblick auf das Gesamtwerk. Siebzehn Songs, von ‚Blaue Augen’ bis ‚Schütze mich’ zeigen die vielen Facetten der Wahlberlinerin auf einem Silberling. ‚Ich fühl mich gut – wir stehn auf Berlin’, eine musikalische Aussage die weit über die Neue Deutsche Welle hinaus Spass macht, genauso wie ‚Monotonie’, das zeitlos coole Longdrink-Stimmung verströmen lässt. Wer erinnert sich nicht an die wahllos aneinander gereihten Markennamen in ‚Yama-Ha’ oder das von der Instrumentierung an Propaganda erinnernden ‚Geschrien im Schlaf’, das verbunden mit dem Trio-like Refrain lässiger nicht sein könnte. Ach so – der Vollständigkeit halber – bei Trio hat Annette natürlich auch kräftig mitgemischt! Legendär die Szene aus dem ‚DaDaDa’-Video in dem Frau Humpe kellnerderweis mit dem Messer im Rücken und aus dem Mund blutend den Refain intoniert! Spannend dann die erwähnten Coverversionen: Besonders gelungen dabei Seligs ‚Blaue Augen’ nah am Original, ‚Monotonie’ von Klee loungig interpretiert und auch die entspannt-clubbige Version von ‚Sex in der Wüste’ von Peter und Ulf. Nicht ganz so überzeugend kann Schwesterlein Inga Ideals ‚Berlin’ als 2011erVersion mit der 2Raumwohnung verkaufen, ebensowenig macht der Treppenwitz 'Bosshoss' beim im Original so coolen 'Holy Johhny' Sinn. Adel Tawil darf gleich zwei Songs zum Besten geben. ‚Feuerzeug’ ist eher langweilig ausgefallen wohingegen ‚Eiszeit’ in einer neuen Interpretation gänzlich überzeugt, als ob der Song schon damals für geschrieben worden wäre. Selbst Stars, die sonst garantiert nicht in mein musikalisches Spektrum fallen sind auf einmal hörbar: der Graf mit ‚Die Lenden und die Toten’ ist ein solcher Beitrag, ‚Schütze Mich’ von Udo Lindenberg ein anderer. Als Bonus obendrauf spendiert die Plattenfirma noch neun von Annette Humpe geschriebene Songs, allen voran ‚Codo’ von ‚DÖF’ und ‚Careless Love’ mit Inga. Aus der deutsche Musikgeschichte nicht wegzudenken, so mein Fazit. Über dreißig Jahre Humpe von experimentell bis Pop, das zeigt Größe, Wandlungsfähigkeit und das Händchen für Hits.