Die inzwischen über die Grenzen Darmstadts hinaus bekannte Band ‚Rockformation Diskokugel’ hat mal ein Lied geschrieben, das ‚Trauriger als Morrissey und depressiver als Anne Clark’ als Refrain beinhaltet. Dieses Klischee beinhaltet bestimmt eine Menge Wahrheit, steht Anne Clark doch auch für mich für die personifizierte Melancholie. Anne Clark ist sicherlich eine Frau, die dem Weltschmerz in ihren Texten immer wieder Asyl gewährt und ihn so der Welt näher bringt. Doch es ist nicht nur der Schmerz sondern auch die Wut, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit, die in den Texten mitschwingt. All diese Texte sind versammelt in dem hier vorliegenden Buch, das bereits 2003 veröffentlicht wurde, aber auf jeden Fall auch heute noch wert ist rezensiert zu werden.

Ein solches Werk, vordergründig ein Gedichtband, ist die logische Konsequenz im künstlerischen Werk Anne Clarks, fing sie doch Anfang der Achtziger zunächst an Poesie zu schreiben, die sie musikalisch mit Soundscapes unterlegte um die Performances interessanter zu gestalten und die Inhalte damit zu unterstützen. Das Buch ist chronologisch aufgebaut. Zu jedem Album wird zunächst das Cover mit Produktionsnotizen dargestellt, dann schreibt Anne Clark einen Absatz zu den Geschehnissen aus der jeweiligen Zeit und wie das entsprechende Album entstanden ist. Neben den musikalischen Hindergründen ist ein Thema, das immer wieder auftaucht, die Unzufriedenheit mit den Plattenfirmen, die sie finanziell immer wieder ausnutzen. Alle Texte von ‚The Sitting Room’ bis ‚Live in Bratislava’ aus dem Jahre 2003 sind inklusive und parallel zum englischen Text auf der linken Seite ist auf der rechten Seite jeweils eine Übersetzung enthalten. Dazu mag man stehen wie man will. Persönlich hilft es mir einerseits die konkreten Zusammenhänge der Zeilen zu erschließen, andererseits scheinen mir die Übersetzungen auch als ’Non Native Speaker’ teilweise sehr eigenständig zu sein und so vielleicht ein Stück der originalen Stimmung, gerade zwischen den Zeilen, zu verlieren.

Am besten man liest die englische Version und greift nur bei Fragen auf die Übersetzung zurück. Den Texten schließen sich eine Kurzbiographie sowie Beiträge der verschiedenen Kollaborateure an. Am interessantesten jedoch ist ein Interview mit Anne, in dem sie über ihre Lebenseinstellung, ihre Schulzeit, ihre Eltern, Religion und nicht zuletzt darüber erzählt, wie sie zu ihrer dann doch durch ein trauriges Grundrauschen geprägten künstlerischen Karriere gekommen ist. Anne Clark sieht dieses Buch als Geschenk an ihre deutschen Fans, gleichzeitig ihre treuesten Fans… Dass es auch eine andere Anne Clark geben muss, das beweist die Fotostrecke in der Mitte des Buches, in der man an mehreren Stellen ein Lachen im Gesicht der Poetin erkennt. Schön zu wissen, dass trotz all der schwierigen und durchgehend negativen Themen diese Anne Clark existiert! Schließlich hatte ich bis hierher immer das Gefühl, dass hier ein Mensch ein tragisches Leben ganz ohne Freude und Zuversicht lebt. Dass dies nicht so ist, und schon allein dies zu erfahren lohnt es sich das Buch zu lesen, beweist auch das bereits erwähnte Interview und die darin enthaltene Information, dass Anne auch ein Kinderbuch geschrieben hat, das noch einen Verlag sucht, welches es veröffentlicht.

Sofern es verlegt wird verspreche ich hiermit mich um die Rezension zu kümmern! Der Bewertung entziehe ich mich hiermit offiziell, denn dies ist ein Buch für Fans, die gleichzeitig Anne Clarks Poesie schätzen. Für sie sind bestimmt sechs Punkte drin, für alle anderen wohl erheblich weniger.