Angst - tar ner skylten

Die Liste der Projekte, in und an denen Henrikk ‚Norgvargr‘ Björkk in den letzten 25 Jahren gewirkt hat ist schier unerschöpflich. Natürlich muss man Pouppée Fabrikk nennen, aber bevor ich neben MZ412 und Folkstorm noch weitere erwähne und damit schon einen Artikel für sich fülle will ich doch einen anderen Weg gehen. Das letzte Projekt Nexus Kenosis beschrieb Kollege Andy als „ein wenig überladen und leicht durcheinander“. Dies lässt sich kaum über Angst sagen. ‚Tarn er skylten‘ ist nicht old school EBM sondern older school EBM und damit etwas verflucht Ungewöhnliches in der heutigen Zeit. Wem old school EBM à la Nitzer Ebb oder Pouppée Fabrikk zu geradlinig und tanzbar ist, der hört wahrscheinlich gerne die ersten Gehversuche von DAF oder Liaisons Dangereuses. Anstatt klare Melodieloops und Bumm-Tschak Drumming bietet ‚Tarn er skylten‘ verschrobene, sich wiederholende Melodieandeutungen und ein nicht geradliniges Drumming von Mathias Pettersson. Monotonie, emotionale Kälte und minimale Schwankungen in der Geschwindigkeit und im Aufbau erschaffen auf Albumlänge ein Gefühl der Isolation und …. Ratlosigkeit. Der (schwedische) Gesang fällt da in keinster Reihe aus dem Rahmen – ob geflüstert oder gerufen: hier herrschen keine Aggressionen vor, sondern die reine Kälte und Leere. Gut funktioniert dies beim Opener „Välj“ und „DDR“ und Ausfälle lassen sich durch die Gleichförmigkeit schwer benennen, doch letztendlich wird jeder Hörer für sich entscheiden, ob er Angst aufgrund seiner kalten Trostlosigkeit und Rück-Rückbesinnung genießen kann oder es als anstrengendes, wenig voranbringendes Stück langatmiger Elektronik abtut. Alleine die Wirkung, das anstrengende „Underbar“ zu überstehen und anschließend im geradlinigen „Vin blood sex mod“ eine eigentlich ähnliche Melodie zu erkennen. Eigen. Mir fiel es anfangs schwer, mich auf das Album einzulassen und ganz sicher brauchte ich die richtige Situation und keinerlei Ablenkung in Form von Mithörern oder Nebenbeschäftigung, um mich auf Angst einlassen zu können. Waren die Voraussetzungen aber gegeben konnte mich das Album aber in seinen Bann ziehen. Die Scheibe ist auf 500 Stück limitiert (und wird darüber hinaus nur digital vertrieben) und ich denke, dieser Größenordnung von Fangemeinde werden diese 12 Stücke Freude bereiten.

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