Beim Teutates – das sollen Andras sein? Ungläubig halte ich das Booklet in den Händen und lausche „Iron Way“ nun bereits zum 4ten Mal. Ganz benommen wanke ich zum meinem CD-Regal und greife zur einzigen CD, die ich in all den Jahren absichtlich kaufte, weil sie so schlecht war, daß man sie haben musste. Das ReRelease der Demo „Das Schwert der Ahnen“ hatte mir in den letzten Jahren so viel Freude gebracht, war für so viele Lacher gut, denn Andras standen in den ersten Jahren ihrer Band“karriere“ für sagenumwoben schlechte Musik. Weil sich nun aber ein unglaublicher Wandel in der Qualität der Musik vollzogen hat, der Gerüchten zufolge mit der vor drei Jahren erschienenen „...of old wisdom“ begann, wollte ich mir „Iron Way“ nicht entgehen lassen. In den ersten Jahren kämpften Andras in ihren Texten noch mit kitschigen dunklen Kriegern und banalen Schablonengeschichten, ihr größter Feind war aber stehts die Musik ansich. Wie rum halte ich eine Gitarre? Wann und wie oft haue ich auf das Schlagzeug, damit man es Takt nennen kann? Wie kreische ich, ohne zu klingen wie ein heliumbelüfteter Daffy Duck im Stimmbruch (Das kann man definitv einzigartige und hundsmiserable Vocals nennen!!!)? Wie schaffen es andere Bands nur, daß alle Musiker eine Melodie gleichzeitig spielen? Fragen über Fragen an denen Andras immer wieder scheiterten und dann war da noch der Kampf gegen das Hochdeutsch. Das Lied „Das Schwert der Ahnen“ allein ist Grund genug, sich die Demo zuzulegen, denn hier wird feierlich episch versucht, den Urgewalt des sächsischen Dialektes nicht nachzugeben, sondern Hochdeutsch zu sprechen – Da bleibt kein Auge trocken. Wer da nicht lacht ist taub (und alle Sachsen, die nun aufschreien: alle meine Kumpels aus Sachsen hatten genauso ihren Spaß an der Sache). Genug der Verunglimpfung vergangener Werke, denn was da mit „Iron Way“ 2008 aus den Boxen dringt ist so weit entfernt vom „Schwert...“ wie Daniel Küblböck von Alexander Veljanov. Meine Damen und Herren, man darf es Musik nennen! Und zwar keine schlechte, denn Andras präsentieren durchaus gelungenen Pagan Metal der schnellen Spielart. Die Musiker (bis auf Bandkopf Nightsky alles neu eingesetzte Langhaarige) gehen ihrer Arbeit sauber nach, Klang und Spiel gehen in Ordnung (Soll heißen: keine große Kunst aber für den Zweck absolut okey). Besonders auffällig ist der mächtige Einsatz des Keyboards, der die Kompositionen zusammenhält, meist für die Melodien verantwortlich ist und durch die Präsenz auch über manch einen kleinen Spielfehler helfen kann. Also wer Keyboardsounds nicht mag, sollte schnell wieder wegklicken. Alle anderen bekommen aber saubere Leistung zu hören, alles im höheren Geschwindigkeitsbereich, manchmal wird es episch, getragen und etwas langsamer („Return to black hill“ und „Kreuzweg“). Ein Lob und Bienchen ins Muttiheft bekommt der klare Gesang – Parallelen zu Vintersorg sind eindeutig vorhanden (wenn auch (noch) nicht ganz so perfekt). Die Screams gehen in Ordnung, sie sind nicht nervig aber auch nichts Besonderes. Also alles gut? Leider nein, denn was auf „Iron Way“ fehlt ist der Wiedererkennungswert und noch etwas Arbeit an der Umsetzung: Die meisten Lieder sind relativ gleichförmig, die Instrumentierung wird oft einfach beibehalten, manche Passagen werden viel zu sehr gezogen und schlussendlich gab es schon extrem viele Bands, die die gleiche Musik gemacht haben – meist schlechter aber oft genug auch einfach besser. Das Zusammenspiel zwischen knarzigem Blackmetal Gesang und klaren Vocals ist durchaus nett, an manchen Stellen aber etwas übertrieben – im Refrain von „Across those Highlands“ singen beide Stimmen Parallel und dadurch klingt es so, als ob Vintersorg ein Duett mit einer Grille vorträgt. „Iron Way“ ist ein durchschnittliches Album mit Tendenz nach oben. Ich ziehe meinen Hut vor der Entwicklung der Band und bin gespannt, was noch kommen mag, denn da ist noch einiges drinne! Eine wirkliche Reinhörempfehlung gebe ich aber nur beinharten Vintersorg oder Paganmetal Fans mit Liebe zum Keyboard auf den Weg.