Bei And One ist immer was los: Nach dem letzten Album verließen Chris Ruiz und Gio van Oli die Band und machen seitdem als Duo Pakt weiter, was Mastermind Steve Naghavi dazu veranlasste, ziemlich übel via Blog-Eintrag nachzutreten. Danach ging es weiter mit Pleiten, Pech und Pannen: Das Tour-Desaster mit Unheilig, die vollmundig angekündigten und dann wieder zurückgezogenen eigenen Coverversionen-Shows, der Hickhack mit Konzertveranstaltern und mit dem Dark Kasperle Theater … kaum zu glauben, dass And One (mittlerweile verstärkt durch die Rückkehrer Rick Schah und Joke Jay sowie den Neuzugang Nico Wieditz) es nebenbei noch schaffen ein neues Album auf den Weg zu bringen. Doch jetzt ist „S.T.O.P.“ da, zusammen mit der Bonus-EP „Treibwerk“. Die Frage, die sich natürlich nach all der Aufregung und nach den personellen Veränderungen stellt: Was erwartet die Fans? Die dürfen sich entspannt zurücklehnen: Steve Naghavi & Co. servieren genau das Menü, das die Anhänger seit Jahren auf den Tisch bekommen. Zum Einstieg gibt es das bereits als Vorab-Single ausgekoppelte „Shouts Of Joy“ – und in den knapp fünf Minuten sind bereits alle Zutaten für ein typisches And-One-Album enthalten: satt produzierter Technopop mit ab und zu leichtem EBM-Einschlag, dazu die wohlvertrauten Sounds und die präsente Stimme von Naghavi. Auch die weiteren elf Songs des S.T.O.P.-Albums bergen nur wenig Überraschendes; abwechselnd gibt es getragene Titel wie „Killing The Mercy“, Uptempo-Nummern („Don’t Get Me Wrong“) oder Lässiges („Back Home“). Einziger Ausreißer ist das kurze „Aigua“, das mit Ambient-Sounds und sanftem, weiblichem Gesang aufwartet. Ganz anders dagegen die Bonus-CD „Treibwerk“: Die darauf enthaltenen sechs Songs zeigen, was And One noch so alles draufhaben. Den Anfang macht der treibende Tanzboden-Füller „Get It!“, für den Nitzer-Ebb-Sänger Douglas McCarthy mit ins Boot geholt wurde. Weiter geht’s mit dem düsteren „H.A.T.E.“. Anschließend überzeugt „One And“ mit hämmerndem EBM. Absoluter Höhepunkt ist das folgende „My Mission“, ein klaustrophobischer, vielschichtiger Electro-Hammer. Mit „Low“ verbeugen sich And One vor den Future-Pop-Heroen Covenant; passend dazu ist hier Covenant Frontmann Eskil Simonsson als Gast dabei. Mit dem beklemmenden „Dark Heart“ geht diese grandiose EP zu Ende. Fazit: Steve Naghavi schaltet mit S.T.O.P. auf Autopilot und verlässt sich darauf, dass die Fans auch nichts anderes von ihm erwarten. Das ist schade, zeigt doch die kantige Treibwerk-EP, dass da noch viel mehr geht als nur der typische, manchmal allzu gefällig produzierte Technopop.