Zwei Alben der brandneuen And One-Trilogie haben wir bereits besprochen, mit "Magnet" und damit dem eigentlich zentralen Album des Veröffentlichungs-Overkills, wird der Rezensionsmarathon abgeschlossen. Dem Vernehmen nach sollte Magnet ein "melancholisches Synthpop"-Album sein - und anders als die Pressetexte zu Achtung 80 und Propeller, trifft hier die Einordnung größtenteils zu. Mit einer kleinen Einschränkung, denn Gitarren (!!!) vermochte man in dieser Häufigkeit bislang noch nicht auf einem And One-Album zu hören. Um gleich die Frage der Electropuristen zu beantworten, ob das Geklampfe nachhaltig störe - tendenziell eher nicht, denn Johannes Knechtges, der für die akustischen Einflüsse verantwortlich zeichnet, setzt sein Instrument überwiegend zur hintergründigen Begleitung, bzw. zu strukturgebenden Akkordwechseln ein. Der Gute Laune-Song "Everybody Lies At Night" betont die Gitarre etwas zu stark, beim heimlichen Magnet-Hit "Unter Meiner Uniform" trägt sie jedoch deutlich zum harmonischen Refrain bei. Überhaupt hat Steve selten so gefühlvoll und melodisch gesungen. Der Stakkatogesang ist in den Strophen von "Love is always on your side" noch präsent, doch primär wird die Stimme als Vocal-Instrument eingesetzt - sehr erfreulich! Ebenfalls wohltuend ist der Abwechslungsreichtum, der bezogen auf die Trilogie bei "Magnet" am Größten ist. Typische And One-Hymnen wie "Zeit ohne Zeit" wechseln sich mit Depeche Mode-infizierten, erdigeren Songs wie "Love Me" ab. Manche Rezensenten sahen Parallelen zum Klassikeralbum "I.S.T.", allerdings knüpfen sowohl die Grundstimmung, als auch die lyrisch-thematischen Schwerpunkte vor allem an "SPOT" an. Sicher nicht die schlechteste Referenz... Magnet ist nicht Liebe auf das erste Hinhören. Im Gegensatz zu seinen beiden Begleitern zur rechten und linken Seite, wächst das zentrale Trilogie-Album mit jedem weiteren Durchlauf und entfaltet seine ganze Klasse erst nach einiger Zeit. Deshalb sollte "Zeit ohne Zeit" nicht als indirekte Aufforderung an den Hörer missverstanden werden, denn die 10 Lieder funktionieren im Wesentlichen als Ganzes und sollten idealerweise in einer 45-minütigen Sitzung unter dem Kopfhörer oder an den Lautsprecherboxen genossen werden. Wer mit den Gitarren klarkommt und sich nicht zur Generation der "Musik beim Bügeln/Kochen/Staubsaugen/Presslufthammerbetätigen"-Hörer zählt, wird mit Magnet seine Freude haben. 5 Punkte von meiner Seite aus, mit Tendenz zu 5,5 Punkten. Gitarrenhasser müssen sich einen halben Punkt wegdenken, oder denken besser gar nicht nach, sondern hören hin. Auf die nächste Trilogie darf man sich getrost freuen.