Den Status als Newcomer haben sich Frank Stienen und Dirk Paepen alias Analogue Brain auf jeden Fall verdient. Und das nicht nur für den Monat der Veröffentlichung ihres ersten Albums "Electroshock". Schon auf dem Sampler "Machineries Of Joy Vol. 3" zeigten sie mit "Fly In An Amber", dass da kraftvolles, deutsches Clubfutter auf den gierigen Käufer und wilden Tänzer wartet. Ein im Midtempo verfasster, breakbeatlastiger Electro-Kracher mit EBM-Anleihen und einer nicht überstark verzerrten Stimme, die auch Bestandteil der weiteren AB-Songs ist. Was diesen Titel, und einen Großteil der restlichen Songs auszeichnet ist der Umstand, dass die Melodien bzw. das melodiöse Arrangement und der Sequencereinsatz vielen Liedern erst den typisch atmosphärisch dichten AB-Sound verleihen. So sind ebenfalls "Alter Ego", "Dead Keen On (Cute One) V2" (auch auf der "This Is Techno Body Music, Vol. I" zu finden), "Electroshock" aber vor allem das hammermäßige "Versatile Violence" absolut Gänsehaut erzeugende Tanzflächenfüller, die unbedingt nach einer sofortigen Zugabe desselben Songs verlangen. Doch genau bei den verwendeten Sounds liegt auch ein kleiner Knackpunkt der CD. So klever die Ideen für Ohrwurmmelodien, Trance-Leads und analoge Coolness für die Clubhits auch sind, sie bedienen sich ab und an auch sehr (alt-)bekannter Sounds, die man doch mehr oder weniger stark von Futurepop- bzw. auch den 'Standardsongs' der hellen Clubs her kennt. Diese Klangmischung erzeugt zuweilen aber ein ganz eigenartiges Gefühl. Denn ehemalige Technofans, die nun eher ihre Freude in dieser Musikrichtung gefunden haben, werden sich bspw. bei "Versatile Violence" an alte Ravezeiten wie z.B. die Mayday erinnert fühlen - jetzt aber mit Gesang - und mit "Dead Keen On" anschließend direkt in die Neuzeit portiert. Insgesamt lassen sich auch leichte Ähnlichkeiten zu Z-Prochek wieder finden - vom Gesang als auch vom Sound, hier jedoch eindeutig stärker EBM-, club- und muckelastiger aufbereitet. Ferner befinden sich auf "Electroshock" auch ruhigere Lieder, die Analogue Brain somit noch von einer anderen Seite zeigen. "Captured (In A Dream)" als etwas eigenwillige und experimentierfreudige Electro-Ballade ist sicherlich Geschmackssache. "She Said" kommt wunderschön getragen daher und wäre ein passender Zwischensong vor Titel 10 gewesen, wenn Nr. 9 nach "Alter Ego" gesetzt worden wäre. Die nicht genannten Songs runden die CD elegant ab, zeigen aber auch, dass durchaus noch Potenzial im Raum schwebt. Olaf Wollschläger war als Produzent (u.a. auch für Melotron und In Strict Confidence) auf jeden Fall eine gute Wahl. "Electroshock" kann man ganz gewiss als Dancefloor-Diamanten bezeichnen, der in dieser Fülle seines Gleichen sucht und trotzdem noch den einen oder anderen Feinschliff vertragen kann. - Deshalb (nur) 5,5 Punkte als Ansporn. Lasst uns also mit Vorfreude auf die nächsten Veröffentlichungen der Jungs Ausschau halten! Und bitte, bitte bald Live-Auftritte - das gibt ein riesiges Spektakel!