Amduscia - Madness In Abyss

Eine ganze Zeit lang ist es still gewesen um die mexikanischen Brachial-Elektroniker, gern, aber meist zu Unrecht als Hocico-Klone bezeichnet. Knapp zwei Jahre haben Edgar, Polo und Raul Pause gemacht, das ein oder andere Konzert gegeben und an ihrem neuen, inzwischen dritten Album gearbeitet. Harten Tobak könnte man es nennen, was Amduscia mit "Madness In Abyss" damit wieder abgeliefert haben. Komplett resistent gegen jede Art von positivem Denken, frohem Gemüt Hoffnungsglauben bolzt das Trio in infernalischer Hellectro-Manier drauf los. Wie schon bei den letzten beiden Alben hat die Band alles Wichtige auf den Tonträger gepackt, was es für tanzflächenkompatible, schmissige Kracher braucht: viel Rumms und Wumms mit merklichem, noch zu diskutierendem Extrem-Übergewicht zum Banal-Techno, extrem verzerrte Schrei-Vocals, finstere, perverse Lyrics und simple, flächige Synthiesounds. Wenngleich damit im Wesentlichen alles beim Alten geblieben ist, befremdet der Gesamteindruck beim Durchhören dennoch etwas. Was man wohlwollend in der Rezensionssprache "Eingängigkeit" nennt, ist bei "Madness In Abyss" ein leicht verunglücktes Abdriften in die diversen Spielarten des Techno und Trance. Obgleich die beiden Stile seit jeher ein wichtiges und stilbildendes Element des Sounds von Amduscia sind, strengt der stark gewachsene Einsatz an eher plumpen Loops und Takt-Abfolgen auf die Dauer bedauerlicherweise etwas an und verleiht dem Album mehr undifferenzierten "Dauerparty-Charakter" als ihm eigentlich gut tut (ohne Sonnenschein und Badestrand, versteht sich natürlich). Da kommt die Bonus-CD, die der limitierten Erstauflage im Digipack beiliegt, gerade recht. Denn sie zeigt Amduscia von einer ganz anderen Seite. Immer noch düster und bedrohlich gehen die Mexikaner kompositorisch zu Werke, jedoch mit weitaus ruhigerem, mitunter gar ambientartigem, "minimal-industriellem" Grundcharakter, erhaben romantischem Finale inklusive. Wüsste man es aufgrund der vorliegenden CD nicht besser, Amduscia würde man diese ganz und gar untypischen experimentellen, bravourös gelungenen Sounds nicht zuschreiben. Jedem Titel wohnt tatsächlich so viel Individualität inne, wie es die Titel auf CD 1 als Ganzes nicht schaffen. Doch mit großer Wahrscheinlichkeit ist es genau dieser Sound NICHT, der die ganzen schwarz-bunten Massen in den Clubs und auf Festivals bewegt und glücklich macht. Das ist der Sound von CD 1. Und solange dieser in der breiten Masse funktioniert, werden Amduscia vermutlich ihrem Stil treu bleiben und weiter hauptsächlich rauchende Feuerwerkskörper direkt aus der Hölle ins Volk schleudern. CD 1 allein hätte diesmal keine so guten Karten. Doch die mutige und schwer überzeugende Bonus-CD, verbunden mit dem beschwingten Gefühl "Da steckt doch mehr dahinter als man denkt!", reißt die limited edition auf glatte vier Sterne hoch.

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