Amber Smith spielen auf, als hätten sie noch nie etwas anderes getan und als ob die Welt nur darauf gewartet hätte. Und was die vier Ungarn da vom Stapel lassen, ist wahrlich eine kleine Offenbarung. Wenn Oszkár Ács, Zoltán Kőváry, Bence Bátor und Sänger Imre Poniklo ihr waviges Pop-Gitarrengewand weben, steht man plötzlich neben sich, gerät ins Träumen und lässt sich von diesen bittersüßen Melodien entführen. In ihrer Heimat sind Amber Smith längst Vorreiter einer neuen Musikergeneration. Wenn "Chemistry / Arithmetic" sich so ganz langsam schleichend mit gedämpften Gesang vorwärts bewegt, weiß man noch nicht so recht, was man damit anfangen soll. Sobald der Song aber nach zweieinhalb Minuten geradezu explodiert, kann man sich schon nicht mehr aus seinem Netz befreien. Wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt man bewegungslos, lauscht den Gitarren, dem treibenden Basslauf und fühlt sich an alte Zeiten erinnert. Dieses Kunststück bringen Amber Smith nahezu mit jedem Song fertig. Ihr brit-poppiger Gitarrensound verleitet immer zum Schwelgen. Vielleicht liegt das auch an gewissen Ähnlichkeiten. Imre Poniklos Gesang bei der ersten Singleauskopplung "Hello Sun" erinnert beispielsweise unweigerlich an Brett Anderson, dessen Stimme damals der Band Suede, genauso wie jetzt Herr Poniklo, einen unvergesslichen Stempel aufdrückte. Die vielen Gitarrenspuren verdanken Amber Smith übrigens Robin Guthrie, seines Zeichens Gründer der Cocteau Twins, der hinter dem Mischpult dem Album den letzten Schliff verlieh. Die Ungarn haben es ihm wohl genauso angetan wie jedem, der das Album einmal in die Finger bekommen hat. Und dieses Album zeigt viele Gesichter. Das melancholische, mit Geige untermalte "Identity" reicht in seiner Traurigkeit an alte Cure-Songs heran, wohingegen das gitarrenlastige "White" in seiner verhaltenen Ausgelassenheit eher an alte Brit-Pop-Tage und Bands wie die Stone Roses erinnert. Wie auch immer, zutiefst betrübt oder bezaubert, Amber Smith spielen alles überzeugend und vor allem fesselnd. "rePRINT" legt man so schnell nicht wieder aus der Hand. Für die, die jetzt neugierig geworden sind: Bei Kalinkaland kann man sich wie immer einen Teaser mit Songausschnitten anhören.