Beim Gedanken an Russland, werden sich viele wohl zuerst einmal an dröhnende Abklingzeiten des vorabendlichen Kartoffelschnapskonsums zurückerinnern als an musikalische Hochgenüsse, geschweige denn metallene Klänge. Wie „berauschend“ es allerdings bei den russischen Folkmetallern von Alkonost zugeht scheint in unseren Breiten noch nicht gänzlich durchgedrungen zu sein. Tatsächlich aber, sind diese naturverbundenen Spielmänner seit ungefähr 1995 christlicher Zeitverrechnung musikalisch aktiv, was der Entwicklung der sechs Recken (inklusive stimmgewaltiger Walküre) wahrlich gut getan hat. Wer wie damals ich bei meinen „ersten Mal“ mit den Russen, aufgrund des Bandnamens ALKOnost nur den herben Biergenuss im Brummschädel hatte, dem sei unterrichtet, dass die Bezeichnung auf die Slawische Mythologie zurückzuführen ist. Nicht zu vergleichen mit den griechischen Harpyien, sind nämlich die Alkonost dem Menschen wohlwollende Sagengestalten, welche die körperliche Gestalt eines Vogels haben, aber Gesicht und Kopf einer schönen Frau. Der 2002 erschienene Silberkreisel mit Namen „Memoris“ erstreckt sich auf insgesamt acht Prunkstücke melodischen Pagan Metals, die es in sich haben. Teilweise gibt sich die dominierende Stimme von Sängerin Alena Pelevina die Ehre und verzaubert den Hörer mit einer Anmut, welche die mittlerweile pilzartig wuchernden „Female-fronted-Metal Bands“ auf weiten Pfaden hinter sich zurücklässt. Bei sanften Klängen allein, bleibt es bei dem Sextett aus Chelny allerdings nicht. So fügen sich die harschen Laute von Bassist Alexey Solovyov gelungen zur hochmelodischen Klangbedeckung. Ausgesprochen Signifikant am Ivan, ist das Talent die Waagschale zwischen obligatorischer Härte, Keyboardmelodien und femininem Sanftmut zu halten. Zu keiner Zeit wirken akustische Passagen gezwungen, Melodien auf Biegen und Brechen miteingeschoben oder Alenas Stimme unpassend zu den betont hellen Klängen der Saiteninstrumente. Durchgehend homogen rauschen diese dreiundvierzig Minuten Gesamtspielzeit harmonisierend durch meine Lauscher und hinterlassen nichts als Wehmut an immer mehr verbleichende Zeiten, wo wahrer Stolz, Aufrichtigkeit und Willenskraft noch nicht der „Lifestyle-Kultur“ anheim gefallen waren…