Mit ihrem neuesten Werk 'Intolerant Red Marches' meldet sich 'Alexandra Atnif' zurück und liefert ein Werk ab, das sowohl musikalisch als auch thematisch außergewöhnlich ist. Über mehrere Jahre hinweg in der Entstehung, präsentiert die inzwischen in Los Angeles ansässige Künstlerin ein 90-minütiges, brutales und monumentales Stück, das sich mit der Geschichte und den Nachwirkungen des Bolschewismus, der sowjetischen Ära und des Ostblockkommunismus beschäftigt. Doch Atnif geht es hier und heute um mehr als nur um Musik – diese digitale Veröffentlichung dient nämlich zugleich einem wohltätigen Zweck: Alle Einnahmen aus den Verkäufen fließen in die Rettung und Rehabilitation von Wildtieren nach den verheerenden Bränden in Los Angeles. Mit diesem Ansatz vereint Atnif somit provokative Kunst und gesellschaftliches Engagement in einer Weise, die zum Nachdenken anregt.
Musikalisch bleibt Alexandra Atnif ihrem bekannten Stil des "rhythmic brutalism" treu, erweitert ihn jedoch in Intolerant Red Marches um eine neue Dimension. Das Album besteht nur aus einer einzigen 90-minütigen Komposition, die wie eine Klangreise durch eine dystopische Welt wirkt. Es ist eine Mischung aus dröhnenden Sirenen, brummenden Sequenzen, maschinenartigen Rhythmen und verzerrten, industriellen Geräuschen. Die Texturen sind brutal dicht und heftig schroff, die Stimmung eigentlich durchgehend angespannt und fordernd. Die repetitive Struktur schafft eine hypnotische Atmosphäre, die gleichzeitig faszinierend und verstörend ist. Es ist kein Album, das man beiläufig hören kann – es verlangt Aufmerksamkeit und Bereitschaft, sich auf die akustischen Schichten und die impliziten historischen Verweise einzulassen.
Die zentrale thematische Inspiration – die Geschichte des Kommunismus und seine gesellschaftlichen Folgen – durchdringt das gesamte Werk von vorne bis hinten. Es ist, als ob Atnif die Mechanik der Ideologien und die Rhythmen von Aufstieg und Fall akustisch darstellt. Die Klanglandschaft erinnert an den Lärm von Kriegsmaschinen, unterbrochen von ruhigeren, fast geisterhaften Passagen, die vielleicht den Momenten des Nachdenkens oder der Resignation entsprechen. Doch auch ohne diese geschichtliche Einordnung wirkt die Musik: Sie ist emotional aufgeladen, kompromisslos und eindringlich. Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist die Ironie und der subversive Humor, die meiner Meinung nach in diese Veröffentlichung eingeflochten sind. Die Erwähnung einer vermeintlichen "Ceaușescu Legacy Foundation" (ich interpretiere das mal so) und der Slogan "+Nothing Unites Like an Air-Raid Siren+" (auf der Bancamp-Seite) fügen dem Werk eine weitere Schicht hinzu. Sie spielen mit der Wahrnehmung von Propaganda und laden zur Reflexion über die Wechselwirkung von Macht, Ideologie und Kunst ein.
Kommen wir zum Fazit. Intolerant Red Marches ist mehr als nur ein Album – es ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gesellschaft, verpackt in eine überwältigende Klanglandschaft. Alexandra Atnif beweist erneut ihre Fähigkeit, komplexe Themen durch experimentelle Musik zu verarbeiten und gleichzeitig eine starke emotionale Wirkung zu erzeugen. Für Fans von Industrial, Noise und experimenteller elektronischer Musik ist dieses Album ein absolutes Muss. Die Verbindung von Musik und Wohltätigkeit macht die Veröffentlichung zudem besonders. Wer das Album kauft, unterstützt nicht nur eine einzigartige Künstlerin, sondern auch den Schutz und die Rehabilitation von Wildtieren in Los Angeles – ein Anliegen, das in Zeiten ökologischer und sozialer Krisen relevanter denn je ist. Empfehlung: Ja! Dieses Album fordert und belohnt gleichermaßen, und es beweist einmal mehr, dass Musik weit über Unterhaltung hinausgehen kann. Es ist ein Werk, das gehört, durchdacht und geteilt werden sollte.