Avantgardistischer Black Metal, gerade in deutscher Sprache, ist etwas, was nach wie vor leider von zu Vielen belächelt wird. Das war auch der Grund, aus dem sich Nocte Obducta 2006 zwischenzeitlich aufgelöst haben. Für den damaligen Fronter Torsten kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen oder das Mikro an den Nagel zu hängen. So richtete der Herr sein Augenmerk Fortan auf Agrypnie, sein Nebenprojekt, das bis dahin mehr Spielwiesencharakter hatte. Ein paar Jahre und drei Longplayer später veröffentlichen zwar auch Nocte Obducta wieder Alben, was aber Torsten nicht davon abhält, auch an eigenem neuen Material zu arbeiten. Dieses soll im Laufe des Jahres in Form des vierten Agrypniealbums erscheinen und um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, gibt es als Appetithappen jetzt bereits eine EP. In knapp 40 Minuten gibt es 5 Songs auf die Ohren sowie als Bonus die Demoversion des auch als Finalversion enthaltenen 'Augenblick'. Musikalisch könnten die Stücke kaum gegensätzlicher sein: Zum einen gibt es mit 'Gnosis', 'Erwachen' und 'Augenblick' quasi bekannte Agrypnie-Kost, also melodischen Black Metal mit einigen Post Rock Elementen und Pianoparts. Dem gegenüber stehen die Instrumentalstücke '1.10#06+0.35' und 'Kosmos[Omega]'. Ersteres startet mit einer ruhigen Klaviermelodie und baut im Laufe des Songs ruhige elektronische Elemente um diese herum auf. Das andere Stück hingegen ist, auf einer solchen Platte sicherlich völlig überraschend, ein lupenreines Ambientstück: Flächige Klänge gepaart mit ruhigen, langsamen Gitarrentönen die insgesamt eine recht beklemmende Atmosphäre erzeugen. Trotz des Fehlens echten Spannungsaufbaus und einer Dauer von über sieben Minuten sicherlich der spannendste Song auf dem Album. Die drei Songs im erwarteten Klanggewand überraschen zwar relativ wenig, da man hier bekannten Songwirtingschemata folgt, was aber nicht weiter stört, da Agrypnie sich hier weiterhin qualitativ auf hohem Niveau bewegen – Wer das bisherige Material mochte, wird seine helle Freude an den Stücken haben. Die Produktion der EP ist genau das, was man erhoffen darf: Differenziert und trotzdem druckvoll. EPs sind eigentlich eine fragwürdige Angelegenheit. Oftmals hat man das Gefühl, dass die Label unter dem Vorwand, Frischfutter zu liefern, nur noch die ein oder andere Mark mit ein paar Neuinterpretationen und belanglosen B-Seiten abgreifen wollen. Dem entgegen wirkt die 'Asche EP' wie Balsam auf die Konsumentenseele. Zum einen gibt es ausschließlich unveröffentlichtes Material zu hören und zum anderen bekommt man hier Facetten einer Band geboten, die zum einen erstmal sowieso nicht erwartet hätte und die es, wenn man Pressetexten hier mal Glauben schenken mag, zumindest in Albenform so auch nicht geben wird. Diese Scheibe ist ein wahrer Gaumenschmaus sowohl für diejenigen, die einfach mal bei Agrypnie reinschnuppern wollen, als auch jene Fans, denen es nach neuem Material eines geliebten Künstler lechzt