2019, Agent Side Grinder kehren mit einem fünften Album zurück und es stellt sich die Frage, ob das zum Trio geschrumpfte Projekt aus Stockholm trotz Sängerwechsel an die Qualitäten des Vorgängers ‘Alkimia’ anknüpfen kann, dass 2015 mittelschwere Erfolge verzeichnen konnte und vor allem mit “This is us” einen kleinen, zeitlosen Hit beinhaltete. Ich gebe ja zu, dass ich nicht unbedingt eine Anknüpfung an frühere Taten brauche, denn keines der bisherigen Alben konnte mich wirklich überzeugen. Ja, ASG bewiesen zum Teil ein Gespür für schöne Melodien, Ex-Sänger Kristoffer Grip machte seine Sache recht gut und gab den unnahbaren Star mit Jim Morrison Attitüde gekonnt, jedoch war ich nie vollends begeistert. Die ersten beiden Alben für sich wären ein Grund, die Band schnell zu vergessen, da ich als Hörer immer das Gefühl hatte, dass niemand wirklich einen Plan hatte, was man eigentlich will. Auf 'Hardware' und eben 'Alkimia' ging es dann in weiten Teilen strukturierter zu, oft zeigte sich ein Faible für fluffige Pop/Wave Klänge der 80er und eine gewisse Goth Rock Attitüde, aber das waren in meinen Ohren einzelne Lichtblicke, auf Albumlänge blieb ich eher unberührt und gelangweilt.

Wer ‘Alkimia’ und den spröden, aber sanften Cold Wave mochte, wird bei ‘A/X’ nicht zwangsläufig glücklich, denn nicht nur am Mikro gab es einen Wechsel, auch Bassist Thobias Eidevald ist Geschichte und damit die treibenden Bassläufe, die viel vom Wave (und dezentem Grufti) Sound ausmachten. „In from the cold“ vermittelt als einleitender und in meinen Ohren bester Song eher den Eindruck mitteldüsterer 90er Electroklänge. Stimmungsvoll inklusive 80er Zitat zum Thema Eiserner Vorhang und epischem Refrain könnte dies gerne die Basis für ein gesamtes Album sein, doch bereits „Dekompression“ zeigt die eigentliche Neu-Alt-Ausrichtung mehr als deutlich: Agent Side Grinder liebäugeln mit klassischen EBM Sounds und versuchen im Folgenden, ihre Sympathien für poppige 80er Klänge mit der Monotonie dieses Genres zu verbinden. Das folgende „Stripdown“, das bereits als Vorabsingle erhältlich war, soll wohl der vermarktungsfähigste Hit des Albums sein: Pop/Wave mit leichter Unterkühlung, schmusigem Refrain und Saxophon Einsatz (der immer mal wieder auf dem Album zu hören ist und für wunderbar nostalgisches Flair sorgt) – durchaus gelungen, mehr aber auch nicht. „Allisin sane (no. 2)“ drückt auf die volle EBM Tube und überzeugt, „The great collapse“ wäre auch auf einem der besseren Covenant Album nicht fehlt am Platz und „Inner noises“ ist eine wunderbar melancholische Elektro/Wave Nummer. Damit sind die Höhepunkte genannt, alles in allem eine gut Ausbeute.

Ich glaube nicht, dass mein Urteil Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen darf, aber ASG haben mit 'A/X' ihr in meinen Ohren beste und vor allem stimmigste Werk vorgelegt. Nein, ich bin immernoch nicht restlos begeistert, aber die Anzahl der Songs, die ich mir gerne auch ein 10tes oder 20stes Mal zu Gemüte führen würde ist höher als bei den bisherigen Alben zusammen und die Filler stören mich nicht im gleichen Maße. Allen bisherigen Befürwortern der Band rate ich zu einem kleinen Lauschangriff - andere Stimme, anderer Sound, verändertes Konzept: Agent Side Grinder haben sich verändert und das ist gut so (glaube ich).