Ruhige E-Gitarrenklänge bringen den Hörer zunächst ganz runter, die einsetzende Soundwand mit Bass und Keyboard lässt walzenden Doom Metal vermuten. Dann erklingt die Akustikgitarre und wir finden uns wieder im ganz eigenen Soundkosmos von Agalloch. Wenn dann nach dreieinhalb Minuten die eigentlich sanften Riffs tonnenschwer drücken bin ich ganz bei mir und lausche nur noch. "The serpent & the sphere" hat nun eine Weile meine heimische Anlage blockiert und das mentale Resümee verändert sich von Mal zu Mal ins positivere. Zunächst dachte ich an eine solide Fortsetzung, aber je mehr ich mich mit dem Songs befasse, desto klarer stellt sich das Album (fast) auf eine Stufe mit dem für mich magischen "The mantle". 2010 hielt ich das letzte reguläre Album der Amerikaner in den Händen: "Marrow of the spirit" war ein schönes, sperriges Werk, die wirkliche Liebe wurde es aber aufgrund der in meinen Ohren zu starken Fokussierung auf Härte nicht. 2012 erschien mit "Faustian echoes" die für mich bisher schwächste EP der Bandgeschichte, ich verspürte keinerlei Freude beim Lauschen dieses 20minütigen Kolossstücks. Die Erwartungen waren also gedämpft und zunächst schien "The serpent & the sphere" auch nur wie eine weitere Sammlung von netten Stücken zu sein, irgendwo zwischen Post und Progrock, Folk und sanften Black Metal Erinnerungen. Der Teufel tanzt im Detail: das Album verbirgt bei oberflächlichem Hören seine Werte. Die vielschichtige Instrumentierung gibt die einzelnen Spuren nach und nach preis, dem Hörer wird immer bewusster, warum das Geschehen so klingt wie es klingt - als Beispiel sei hier der Klargesang erwähnt: auf älteren Alben zentrales Mittel von Agalloch ist er 2014 in den Hintergrund gerückt worden und untermalt das Geschehen eher passiv. Fauchgesang und Flüstern sind also die eigentlichen Transportmittel der eigenwilligen Texte, ganz häufig wird aber auch Agalloch typisch gar nicht gesungen. Auch bietet das Album wieder mehr Raum für reine Folkmomente – drei (über das Album verteilte) Akustikgitarrenstücke wurden von Gastmusiker Nathanaël Larochette eingespielt und runden das Werk wunderschön ab. Die Band selbst präsentiert mit dem Opener einen Track, der auch auf „The mantle“ geglänzt hätte. Nach einer kurzen Verschnaufpause legen Agalloch dann richtig los: Das groovend-gute „The astral dialogue“, mein Favorit „Dark matter gods“, das voller Sehnsucht, Epik und Wucht mitreißt und schwelgende Rockfreuden bei „Celestial effigy“. Eine herrlich abwechslungsreiche Reise. Akustisch eingerahmt folgen schließlich noch zwei weitere Stücke: „Vales beyond dimension“ ist in meinen Ohren der einzig ‚nur‘ solide Track während „Plateau of the ages“ noch einmal mit viel Ruhe über 12 Minuten davonträgt. „The serpent & the sphere“ ist das Album, auf das ich lange gewartet habe. Agalloch waren immer (recht) stark, aber das vorliegende fünfte Album konzentriert die neuen und alten Stärken zu einem eigenwilligen, homogenen und wunderschönen Reigen. Man ist zwar noch weit entfernt von Easy Listening, doch liegt der Fokus wieder mehr auf vorantreibender Sehnsucht und einem positiven Empfinden in der musikalischen Wirkung. Die großartige instrumentelle Arbeit und eine hervorragende Produktion können da zusammen mit einem wunderschönen Digipack entgültig überzeugen.