Einen Neuanfang wagen, Veränderungen zulassen und die Vergangenheit hinter sich. Das Thema des zweiten Albums "Shape A New Start" der italienischen Band Act Noir könnte für die Band selbst nicht passender sein. 2005 trennte man sich aufgrund zu großer räumlicher Entfernung von Sänger Nicholas Hill, der noch beim 2006 erschienenen Debüt-Album "Automatisme Psychique" am Mikro stand. Mit dem zweiten Sänger, Mark Benoit, bestriit man die nächsten vier Jahre, trennte sich aber Anfang 2009 auch von ihm. Bald darauf fand die Band wieder einen neuen Sänger und nun ist Gaetano Notarnicola die Stimme der Band, was, um wieder zum Thema zurück zu kommen, fast einem Neuanfang gleich zu setzen ist. Act Noir fabriziert eine Mischung aus Rock, Electro und Pop und lässt sich dabei von den verschiedensten Einflüssen treiben. Während der Opener "Shatterproof Beauty" richtig abrockt, erinnert das Bassspiel am Anfang von "Set Fire" an Nine Inch Nails. Der Song gleitet danach aber sofort in Richtung Rock. Mit "2008" folgt der erste Ohrwurm, was wohl am zurückgefahrenen rockigen Anteil und den verstärkt eingesetztem Synthies liegt. Die Gitarre in "Wrong Places" erinnert dagegen an The Cure. Auch eine eher ruhigere Nummer. Die scheinen der Band irgendwie besser zu liegen als die rockigen Songs. Das dürfte vor allem an Gaetano Notarnicolas Stimme liegen. Sie wirkt noch etwas unfertig und trainingsbedürftig. Bei den Rock-Nummern, wo man richtig Druck auf das Stimmorgan geben muss, fehlt ihm einfach der Dampf. Spielerisch kann man dem Quintett dagegen nichts vorwerfen. Das passt sehr gut, das Spannungsfeld zwischen Rock und Pop ebenfalls. Selbst wenn die Band in "Closed City" ihre Fühler ein wenig Richtung Prog Rock ausstreckt, geht nichts schief. Das abschließende "The Higher I Went, The Deeper I Fell" zeigt noch einmal Act Noirs Händchen für die ruhigeren Nummern. Trotz spielerisch guter Leistung bleibt von "Shape A New Start" nicht sehr viel hängen. Es fehlen die Akzente, die Ecken und Kanten, was eigentlich schade ist, denn Talent haben diese Italiener und gute Ideen noch dazu. Vielleicht muss sich die Band aber auch erst einmal neu zusammenfinden. Man hat sich schließlich kein Jahr Zeit gelassen, um mit dem neuen Sänger ein Album aufzunehmen.