Jetzt ist es beschlossene Sache. Diese CD-Besprechung darf keine weitere Woche mehr warten. Lange, sehr lange bin ich – nach etlichen Hör-Durchgängangen – darum herum geschlichen, in der Hoffnung, der vor Monaten ausgelegte Draht zu „Resurrection“ würde noch zum Glühen gebracht werden. Jetzt hat es sich ausgehofft und ich muss meine verstörten Eindrücke in Worte fassen.

Zuerst die groben Hardfacts: Diese CD ist nicht brandneu, nicht einmal neu. Im Herbst 2013 brachten Accessory „Resurrection“ nach zwei veröffentlichungsfreien Jahren auf den Markt. In dieser Zeit war bei dem Chemnitzer Duo einiges los: 25 Songs inkl. diverser (Re)mixes wurden in Form einer Doppel-CD fürs tanzwütige Volk zusammengestellt und man gönnte sich ein (up-)lifting, indem ein Button-ähnliches Logo (mit Gründungsangabe „established 1996“) gebranded und ein Claim aus dem Boden gestampft wurde. Accessory stehen ab sofort für „uplifting electronic music“. Klingt vielversprechend – ist es aber leider nicht. Spätestens nach den ersten sieben Songs auf CD1 bestätigt sich der Verdacht, dass „uplifting electronic music“ kein Siegel für anspruchsvollen dunklen Electro mehr ist, wie ihn Accessory jahrelang erfolgreich produziert haben.

Was sich auf „Resurrection“ flächendeckend auftut, ist gesichtloser, allzu eingängiger Trance Techno, dessen Anleihen teilweise fast schon schmerzhaft deutlich herauszuhören sind – um nur mind.in.a.box. und Faderhead als Beispiele zu nennen. Das Face- statt Uplifting führte offenbar dazu, dass man sich in Chemnitz aus welchen Gründen auch immer vom intelligent aufgemachten, kantig-rohen Electro-EBM verabschiedet und nun auf weichgespültes Disco-Gewäsch verlagert hat, vom Label auch „brachiales Club-Monster“ bzw. „niederfrequente Wuchtbrumme“ genannt. Da ist von „Auto-Tune geschwängerten Dancefloor-Infusionen“ die Rede, die „der explosiven Bassreflexmassage die richtige Durchschlagskraft“ verpassen sollen, übrigens „[…] garniert mit einem extra-heißen Schuss Verruchtheit [...]“, was erschreckenderweise auch auf den allseits bekannten Kirmes-Techno-Sound zutrifft („Stand up and fight“ im Hardstyle Mix schlägt in dieser Kategorie dem Faß den Boden aus) .

Nachdem das Nivau auch auf der Bonus-CD keinen erfreulichen Sprung nach oben macht und selbst die Remixes nur Unspektakuläres und ziemliche Unkreativität liefern (nicht mal Davantage haben sich etwas Spannendes einfallen lassen), muss das Party-Bass-Geballer jetzt ein Ende finden, zumal der Blick ins Booklet ebenfalls nur Irritationen verursacht: Die abgedruckten Lyrics offenbaren eine nicht unerhebliche Bandbreite an textlichen Plattitüden (z.B. „Nimm mich“), welche einfach nicht lesenwert sind. Nur für das viele Material und die Tatsache, dass Clubs die Songs sicher gut in ihre Playlists einbauen können, gibts zwei Sterne. Passend zum letzten Song der Bonus-CD kündige ich jetzt hiermit den „Dropout“ an und beschließe diese Rezension mit einem traurigen Kopfschütteln.

Meine Hand greift reflexartig in den CD-Ständer, schnappt sich „Titan“ und löscht für heute entmutigt das Licht. Gute Nacht!