Wenn die Evolution ihre Marschrichtung ändert, ausgelöst durch menschlichen Eingriff, kommt dabei nicht unbedingt etwas Gutes heraus. Candy Schlüer alias 16 Noise Pad Terrorist hat dieser Tatsache einen Namen gegeben, „Evilution“, und so sein neues Album genannt.Dabei ist allerdings ganz und gar etwas Gutes herausgekommen. Zwei Jahre nach dem Vorgänger „Utopia“ lotet Schlüer mithilfe von DJ Hidden erneut düstere Zukunftsszenarien aus. Es bedarf im Jahr 2012 ja keiner tiefgreifenden Fantasien mehr, um den sozialen, ökologischen und ökonomischen Wandel mit einer gewissen „Toleranz“ vorskizzieren zu können. 16 NPT zeichnet seine Prognose schon mal in düsteren, kalten Tönen und Geräuschsequenzen, mixt dabei aber ein bemerkenswert breigefächertes Sound- und Rhythmusspektrum zu einem schlüssigen, anspruchsvollen, jedoch gut durchhörbaren Album – und das bei zumeist eher gedrosseltem Tempo. „Evilution“ verzichtet natürlich nicht auf Bewegungs- und Tanzanreize und lässt kurze, aber heftige Drum'n'Bass-Attacken auf zappeligen Dubstep mit Ausflügen in den Trip Hop knallen. Doch der Weg der Evolution ist lang, und so begegnen einem in jedem der elf Titel überraschende Verläufe und Wendungen. Schlüer experimentiert mutig und routiniert mit Industrial-Sounds, atmosphärischem Ambient mit fast schon lieblich anmutenden Klängen, mit zarten Geräuschfragmenten, die bisweilen ein Hauch des Bösen umweht, und mit höllisch grummelnden spoken word parts sowie satten Bässen, wobei über allen Stücken ein bedrohlich dunkler Schleier mit lebensfeindlichen Zügen liegt. „Evilution“ strahlt Kälte und Hitze zugleich aus, es entwickelt einen starken Sog, der einen in einer dystopischen Vision rotieren und dabei doch immer wieder zur Ruhe kommen lässt. Doch gerade der letzte Track, „Darkest Utopia“ schwingt mit seinen gesampelten kehligen Geschrei nochmal geballt die brainwash-Keule, der Nachhall ist eher verstörend. Ansonsten: perfekt zum Tanzen und Chillen, ganz wonach einem gerade ist.