Huch, eine Download-Single mit nur einem einzigen Song erhält eine Rezension beim Medienkonverter? Warum das? Oder – um auch die im modernen Medienzeitalter sozialisierte Generation anzusprechen: „WTF?“ Nun, dies ist nicht irgendeine Single, sondern ein Song von Slender Flame, jener Band aus Hannover, die in den Jahren 1998-2002 tolle Musik veröffentlichte, von der jedoch die breite, weniger breite und kleinste Öffentlichkeit kaum Notiz nahm. Umso mehr fühle ich mich nun berufen, das Comeback nach knapp 10 Jahren Schaffenspause zu kommentieren und die jüngst via iTunes, Amazon und Co. zum digitalen Download feilgebotene Single „Farben“ dem stets aufgeschlossenen Leser näher zu bringen.

Kennt Ihr Youtube? Dort kann das Video zum Song angesehen und kommentiert werden! Bislang hat sich dazu noch niemand herabgelassen. Depeche Mode-Forum? Auch dort haben Slender Flame ihr neuestes Werk angepriesen und lediglich einen einzigen jämmerlichen Kommentar erhalten. Hat man Freunden des Indie-Wave-Pops kollektiv die Tastaturen entwendet und ihnen verboten, die Ohren zwecks Aufnahme neuer, unverbrauchter Musik zu benutzen? Ich nehme mal an, dass dem nicht so war und die Erklärung für die erschreckend geringen Rückmeldungen auf das wirklich hörenswerte Pop-Kleinod einfach im geringen Bekanntheitsgrad der sympathischen Niedersachsen (schönstes Bundesland ever) liegt. Nun muss man zwar nicht Niedersachsen mögen, Hannover schon gar nicht, aber 4 Minuten seines Lebens sollte man investieren und auf das links in der Leiste verlinkte Youtube-Video klicken. Und wer nicht spätestens beim letzten Einsatz des eingängigen Refrains leise mit summt und sich an selige Wolfsheim-Zeiten zurück erinnert, dem ist nicht mehr zu helfen.

Sollte ich mit meiner prognostizierten Wahrnehmung des Songs („Meeeensch, ist der geil!“) falsch liegen, habe ich keine Ahnung von Musik und höre demnächst nur noch das örtliche Supermarkt-Radio an, während ich allerlei Knollengemüse reflexartig in den Einkaufswagen werfe. Also, gebt dem Song eine Chance! Wer noch weitere Vergleiche benötigt, dem sei die Deutsche Band „Bernstein“ genannt, die vor 3 Jahren mit ausdrucksstarken Synthpopnummern wie „Paradies“ und „Tanz mein Engel“ sogar im ZDF-Fernsehgarten performen durften. Andrea Kiewel hat zwar die Mundwinkel Merkel-mäßig verzogen, aber das war dann wohl eher ein Zeichen der Anerkennung.

„Slender Flame“ machen mit ihrer Comeback-Single eigentlich alles richtig. Der Song hat einen überaus griffigen Refrain, wird von einem starken Rhythmusgerüst getragen und Sänger Markus spielt gekonnt mit seiner Stimme, speziell in der Überleitung von Strophe zum Refrain: „Aus den Wolken, fällt bunter Regen...auf schwarz-weißes Leben...“ – Wolfsheim meets Bernstein und deren Schwester Care Company (ein Projekt der Wolfsheim-Hälfte Markus Reinhardt). Letztere Band setzt übrigens auch Gitarren ein, was auch Slender Flame gut steht, obwohl ich Gitarren im Regelfall unnötiger als Popel finde. Aber bei solch einer genialen Melodie springe ich gerne über meinen Schatten und attestiere der Band, ein nahezu überragendes Lied komponiert zu haben. Hört rein, seht Euch das professionelle Video an und investiert 99 Cent in maximalen Hörgenuss. Jetzt!