Der vierte Release der ‚EBM Kult Klassiker’ Serie auf Infacted ist ‚Push!’. Dieser Song von Thomas Lüdke schafft es seit 1986 die Szene aufzumischen und dass es ein echter Klassiker ist, daran ist hier weiß Gott nicht zu zweifeln. Das erkennt man alleine schon daran, dass ‚Push!’ noch immer in diversen DJ Sets auftaucht, und dass man 1998 bereits ein halbwegs gelungenes Remake des Songs unter dem Pseudonym ‚Pointed feat The Invincible Spirit’ zusammen mit Mark Oh veröffentlichte. Wie auch schon bei den anderen drei Veröffentlichungen der Infacted Serie ist der erste auffallende Aspekt ‚Value for Money’, denn der Silberling bietet mit 57 min zum Preis einer Maxi eine Menge hörenswerten Stoff.

Der Titelsong selbst ist in vier Versionen enthalten: Natürlich darf das 4-Spur Original nicht fehlen, das zeigt wie Minimalismus pur auszusehen hat und dass Hightech nicht immer alles ist. Bereits der ersten Release aus dem Jahre 1986 beweist dass ‚Push!’ eine der druckvollsten Strukturen der EBM Geschichte aufweist. Die Synthesizer stechen wie scharfe Messer in die Gehörgänge und der verzerrte Gesang des Herrn Lüdke setzt dazu einen sauberen Kontrast. Für den Re-Release im Jahr 1990 änderte man nicht viel an der Struktur des Songs, sondern arbeitete die bereits genannten Charakteristika noch stärker heraus.

Die Messer wurden erneut gewetzt und bohren sich jetzt durch das Trommelfell, wie durch Butter, die zu lange in der Sonne stand. Während die erste Version von den Sounds her eher einer wild gewordenen, frühen Human League hätte entspringen können werden in der zweiten Version stärker den klassischen EBM-242 Elementen gehuldigt. Welche Version nun besser ist, das lässt sich nicht sagen. Die weiterhin enthaltene Live-Version des Songs von 1990 ist klanglich bedingt gut aufgenommen und den eigentlichen Mehrwert bietet deshalb die Live-Version aus Schweden von 1999. Hier fließen eine Menge Impulse der 1998 veröffentlichten Pointed-Versionen ein und verleihen ‚Push!’ ein zeitgemäßes Ambiente ohne in Techno-Klischees abzudriften. Ergänz wird der Titelsong von sieben B-Seiten und Rare-Tracks, von denen bestimmt die Extended Version von ‚Make A Device’ der prominenteste Track ist, der ähnlich stark vor sich hin brettert wie ‚Push!’. Die Goth-Untertöne in Lüdkes Werk transportieren am besten ‚Locate a Stranger’ und das ursprünglich noch mit den Invisible Limits aufgenommene ‚Devils Dance’. Heimlicher Gewinner der Herzen ist ‚Archie’s Dead’. In 1:16 bekommt man hier instrumental eine rein elektronische, in einem wunderbaren Flow laufende Synth-Line, die man gerne auch als Bestandteil eines richtigen Songs gehört hätte.

Während die Releases zwei und drei von ‚Shift’ und ‚X Marks The Pedwalk’ für mich persönlich nicht ganz den ‚Kult’-Status erreicht haben, erledigt das ‚The Invncible Spirit’ auf jeden Fall. Eine Compilation von Tracks, die schon lange überfällig war und die in der 1000er Auflage eigentlich Ruck-Zuck vergriffen sein müsste. Als nächstes sind die Armageddon Dildos dran. Mal schauen, wie da das Tracklisting ausschaut…