Wenn der erste Song bereits mit skurril-morbiden Szenen wie auf den Boden tropfendes Blut aufwartet und eine Frauenstimme weitere Einzelheiten der mutmaßlichen Moritat im monotonen Singsang zum Besten gibt, dann ist man bereits mittendrin in der Welt von November Növelet. Das Haus-Arafna-Pendant hat sich einige Jahre Zeit gelassen, einen Nachfolger zum viel beachteten Album “Magic” (2007) vorzustellen. Da es das dritte Album des Duos als November Növelet überhaupt ist und alle Alben im Abstand von acht Jahren veröffentlicht wurden, ist es extrem spannend, festzustellen, inwieweit sich November Növelet weiterentwickelt haben und (trotzdem) ihrem Sound treu geblieben sind. Diesen Spagat schafft das Duo nicht nur als Haus Arafna, sondern eben auch als November Növelet.

Während der analoge Sound, abgesehen vom gemeinsamen optischen Look aller Veröffentlichungen, die Corporate Identity des gesamten Galakthorrö-Labels und damit die bewährte Basis bildet, experimentiert jedes Galakthorrö-Projekt innerhalb seiner selbst auferlegten Grenzen. Und manchmal bricht es auch aus diesen aus, wie November Növelet auf seinem neuen Album. Erste Auffälligkeit ist in diesem Sinne bereits das Cover. Kein Foto der Künstler und kein Schriftzug zieren die Frontansicht des Albums, sondern ein schwarz-weiß Foto von Felsen und Bäumen in der Dämmerung, über denen die Erde als Mond scheint. Allein mit dieser mehrdeutigen Botschaft könnte man sich länger befassen, aber schließlich geht es doch um die Musik und die ist wie immer minimalistisch, tendiert noch mehr als sonst hin zu den 80ern und ist teils melodischer als bisher.

Das zeigt bereits das eröffnende “Be Gratefull To Your Murderer”, das verspielt aber langsam in analoger Traurigkeit den Tod besingt. Und es gibt noch mehr Indizien: Mit dem titelgebenden “World In Devotion” wird es rhythmischer, schneller und gefühlt elektronischer. Für “Restless” werden schräge und singende Synthieklänge mit einem sturen Beat verknüpft, was dem Song etwas Gespenstisches verleiht. In “He Is Dying Beside You” schlägt das Gespenstische in Melancholie um, Knartzen und Brummen werden mit hellen Tönen verknüpft, während sich der Gesang im Hall verirrt. Das abschließende “Fire” wartet mit durchgängiger, aber minimalistisch gehaltener Melodie auf. Ganz zum Schluß wird einem auch erst richtig bewusst, was November Növelet verändert haben: Das Duo räumt den Songs mehr Platz ein und fährt die Rhythmusmaschinerie zurück. Dadurch wirken die Lieder noch puristischer, aber nicht z.B. so kalt wie die Songs auf “From Heaven On Earth”. Das steht der Musik äußerst gut und der Sound des Duos ist trotzdem nachwievor unverwechselbar. Unbedingt anhören!