Alter Käse, alte Dame (fett noch dazu), alte Klänge (aber auch neue), neue Ideen... All das beinhaltet und ist das Debüt "The Council Of Love" vom Goldmann aka Lola Angst. Der hatte schon im letzten April mit seiner Single "Am I Dead?" für mächtig Furore und Aufsehen gesorgt. Und genau da setzt "The Council Of Love" an und die Geschichte fort. Aus unserer Bundeshauptstadt können also doch noch unerwartete und freudige Neuerungen kommen.

Eigentlich wäre schon im letzten Jahr Freude über dieses Album angesagt gewesen, aber da das ehemalige Label kurfristig seinen Betrieb einstellte, musste erst ein neues gefunden werden. Die Songs konnten, wie es sich mit altem Käse verhält, sicherlich nicht mehr reifen, weil sie quasi schon eingepackt waren. Zwar hatte ich bisher noch die Gelegenheit, einen der Auftritte von Lola Angst live zu erleben. Aber nach den gehörten/gelesenen Erlebnissen von Dagewesenen, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass genau dieser Stil auf der vorliegenden Scheibe Einzug gehalten hat. Also kann man davon ausgehen, dass die Titel doch schon einen gewissen Reifeprozess hinter sich haben und die Natur von DJ Goldmann (und Herrn Schirner) widerspiegeln. Zur Geschichte der Produktion gehört natürlich auch Lola, die alte, fette Dame (derzeit hauptberuflich: umgebaute Orgel), die einerseits die Kompositionen durch ihre Klänge ergänzt und zudem andere Geräte ansteuert. Diese haben allesamt einen analogen Charakter und erinnern klangmäßig auch an ältere Zeiten (die Sampler-Ergebnisse mal außen vor gelassen). So z.B. an alte Depeche Mode-Sounds, deren Bewunderung in einem Cover von "Something To Do" endet. Sogar wenn man den Titel nicht kennen sollte, lassen dies schon die ersten Takte vermuten.

Auch bei diesem Cover dominiert der Lola Angst-Stil, so dass selbst hier nicht nur eine einfache Neuinterpretation vorgenommen wurde. Ansonsten gibt es noch einige Anleihen von And One (siehe "Cold Hearted Bitch"), die aber mehr als passend integriert wurden. Weiterhin knarrt es manchmal aus den Electro-Soundbänken, wie bei "In Space". Dass die verwendeten Klänge nun aber nicht alt sondern neu klingen, liegt an der Tatsache wie sie arrangiert wurden. Extrem tanzbar, eingängig, songabhängig mit unterschiedlichen Stimmen versehen (sehr schön: "King Of The Mad") und sie entsprechen eben nicht zwangläufig dem typischen Liedaufbau. Die Lyrics sind gleichfalls hervorzuheben: Da wird die dunkle Szene an sich gelobt ("Children Of The Dark") und nicht Titel für Titel der dunkle Stereotyp des "Alles ist Mist und deshalb werde ich alles in meinem 200km-Radius lebensunfähig machen" mit verzerrter Stimme zum Besten gegeben. Goldmann begnügt sich mit einer Auseinandersetzung mit der Kirche und den Freuden, lieber den Lucifer statt Gott nach dem Ableben aufzusuchen. 'Explicit Lyrics'! "The Council Of Love" wird garantiert - auch wenn das zu Beginn des Jahres immer etwas vermessen klingt - mit zu den originellsten und pfiffigsten Scheiben dieses Jahres gehören. Der unangepasste Stil und das dennnoch großartige Gespür für krachige Ohrwürmer wird die dunkle Szene auf jedem Electro-Dancefloor rocken.

Für die Nach-Hause-Fahrt gibt's noch den abgedrehten Chill-Out-Track "La La La Lola" oder auch (frei übersetzt) "Bekifft und trötend durch den Dschungel" und als visuelles Betthupferl das ebenfalls sehr abgedrehte Video zu "Am I Dead?". PS: Wer die Texte komplett verstehen möchte, sollte sich doch das Booklet vornehmen (falls die Texte dort abgedruckt sind - die Promo hat keines) und dort alles mitverfolgen. Teilweise verschwinden nämlich scheinbar ganz Worte, die erst beim Text-Check auffallen.