Bei erfrischenden 32° C sitze ich hier in meinem Dachkämmerlein und fröne düster-melodischer Schwarzmalerei aus dem schönen Saarland. Gut, die Voraussetzungen mögen trotz Spätsommers nicht unbedingt ideal für eine ‚Herbstmär‘ sein, aber Nordmann (Nelandhir, Seuchenzug, ex-Stardust) und Sarghas (Nelandhir, Northern Hate, Seuchenzug, ex-Stardust) werden ihr Debut in der passenden Jahreszeit auf den Markt bringen - dann passt das ja.

Sowohl Band als auch Label gehen mit umfassender und informativer Internetpräsentation homöopathisch um. Das macht das Schreiben nicht immer leichter und ein Facebook Profil als einziges Lebenszeichen wirkt auf mich so gar nicht gut. Für die Album-Kritik bin ich dadurch aber voll und ganz auf das musikalisch Gebotene konzentriert - und das lohnt sich auch! Nach dem bedeutungsschwangeren Pianointro Marke „muss wohl sein“ beginnt das erste von sieben epischen Liedern. Spielzeiten nicht unter sieben Minuten, Keyboardteppiche, ruhige oder mid-tempo gehaltene Melodien und abwechselnder Clean-, Flüster und Fauchgesang machen schnell klar, dass der Sound irgendwo im Melodischen Black Metal oder gar im Pagan Metal zu orten ist. Liebliche Flöten(sounds), melancholische Grundstimmung, Folkparts und ein selten polterndes Schlagzeugspiel (aus der Dose?) machen „Illusionist“ zu einem soliden Opener.

Untypisch ist einzig das Gitarrensolo gegen Ende, ansonsten wird hier mit regulären Zutaten ganz gut gekocht. „Und Zeit stand still“ ist noch ein Stück lieblicher und gelungener. Die nüchtern-klar gesprochenen Worte zu Beginn bauen eine schöne Stimmung auf, ab Minute 4 folgt ein schwelgender Stimmungswechsel und die Spannung baut sich angenehm langsam bis hin zum fauchenden Finale auf. Bis hierhin ein solides Debut! Doch es folgt, was ich bei solch eher einschränkenden Musikstilen nur bedingt erwarte: „Sie“ macht nichts anders, aber vieles besser. Das Gitarrenspiel ist dramatischer und mitreißender und der Song weiß mir nicht nur zu gefallen sondern berührt mich auch. Letztendlich sind es 11 Minuten Wiederholung des Grundthemas, aber wenn man melancholisch, depressivem Black Metal etwas abgewinnen kann liegt der Reiz ja gerade in der hypnotischen Wirkung der Wiederholung. Mit „Rastlos“ folgt eine kleine Irreführung: Der Song gefällt mir ausgesprochen, von Rastlosigkeit spüre ich bei diesem zwar treibenden, aber dennoch ruhigen Stück eher wenig.

Nach zwei soliden Songs („Echo“ und das Titelstück) folgt mit „Erwachen“ noch ein persönliches Sahnestück mit mitreißendem Hauptthema (und schön-kitschigen Streichern), bevor ein Outro Marke „gehört halt auch dazu“ das Debut beendet. Ich wollte Immorior ein paar Zeilen mehr gönnen, denn „Herbstmär“ hat es verdient, dass ein paar Ohren lauschen. Sicherlich revolutionieren sie die musikalische Spielwiese nicht ein Stück, aber ihr Debut kann das Herz erwärmen und schafft mit den eigentlich schon so oft verwendeten Möglichkeiten dennoch viele schöne Momente. Covergestaltung (weniger wäre mehr) und Internetpräsenz (entweder mystisch minimal oder ausführlich, aber bitte nicht als Facebook Profil….) könnten verbessert werden, ein paar Ausbrüche aus dem Schema und vielleicht zwei Songs weniger, die anderen dafür aber noch etwas mitreißender aufbauen/steigern. Aber mal ehrlich, dies ist ein Debut: Hut ab!