Neugierde überkam mich, als ich in unserer „Promoabteilung“ ein Tape fand. Diesem Medium begegnet man heuer ja nicht mehr alle Tage. Erste Informationen besagten, dass es sich um eine Split-MC aus dem Industrial-bereich handeln sollte. Die beiden mir bislang unbekannten Projekte Gnawed und RxAxPxE stellen auf je einer Seite der Kassette ihre dunklen Künste vor. Nun denn... Die Art und Weise, wie dem geneigten Hörer das Tape kredenzt wird, ist schon recht ansprechend und vor allem kultig – nämlich zwischen zwei Stahlplatten, die von vier Schrauben nebst Muttern zusammengehalten werden.

Also rasch die Apparatur auseinandergebaut und hinein ins Tapedeck mit dem guten Stück. Was dann folgt, ist ein Inferno. Von der ersten bis zur letzten Minute werden keine Gefangenen und erst recht keine Kompromisse gemacht. Harsche Power Electronics, die einem das Gefühl vermitteln inmitten einer Fabrikhalle zu stehen. Bedrohliche metallisch-verzerrte Töne, die bewusst an die Schmerz-grenze gehen und oft auch darüber hinaus, bohren sich bis ins Mark. Vor allem Gnawed unterlegen diese Industrial-Kakophonie des öfteren mit beunruhigenden Sprachsamples, fast so als würde in all dem Spektakel via Radio im Hintergrund unheilvolle Nachrichten verbreitet.

Nicht nur einmal habe ich mir beim Hören des Machwerks gedacht, ob vielleicht das Tapedeck oder gar meine komplette Stereoanlage defekt sein könnte – so krank und verstörend kommt der Sound daher. Leider kann ich nicht viele Details in der Musik der beiden Bands ausmachen. Zu gleichförmig klingt das alles für mein Musikverständnis. Rhythmus sucht man vergeblich, Melodien oder Harmonien erst recht. Allerdings geht es hier schließlich offenbar um eine Art Endzeit-Soundtrack und das setzen beide Projekte auch konsequent um.

Ich denke, der Kreis derer der sich für diese Musik interessiert, wird recht klein sein. Und ich vermute, das ist angesichts der Tonträgerwahl auch so gewollt. Man hört die Kassette nicht nur, man erlebt sie. Die meisten Menschen würden wohl eher das Wort „Folter“ ins Spiel bringen, aber in der Hinsicht agieren beide Bands ganz im Sinne der ursprünglichen Idee des Industrials – Polarisation und Provokation. Das ist vollkommen gelungen.